Auf samtenen Pfoten – Abendroutine
Ich weiß ja nicht, wie es den beiden Katern geht, aber mir ist meine Abendroutine heilig!
Sobald es draußen dunkler wird und in dem schwarzen Kasten mit den vielen bunten Bildern und den lauten Geräuschen eine bestimmte Melodie ertönt, sitzt die Langhaarige auf ihrem Lieblingsplatz und schaut in den Kasten rein. Dabei hat sie immer das schöne weiche, warme Fell auf den Beinen liegen, das fast so aussieht wie ich – naja, wenn man halt mal auf die Farben schaut…
Inzwischen weiß ich schon vorher, dass die Melodie bald zu hören ist, bloß weil die Langhaarige kurz vorher mit einem bestimmten Schritt auf ihren Lieblingsplatz zuläuft und dabei schon die Hand nach dem Fell ausstreckt. Dann bin ich immer schon ganz aufgeregt und springe vor ihr auf den Sitzplatz hoch, damit bloß keiner der Kater mir zuvorkommt. Manchmal, wenn ich ein bisschen zu schnell bin und schon auf dem Lieblingsplatz der Langhaarigen meine Kreise drehe und aufgeregt mit den Vorderpfoten trippele, hebt sie mich dann mit so einem seltsamen Geräusch hoch und sagt: „Ach Iska, schon wieder zu schnell“, und setzt mich auf die Seite. Aber das macht mir nichts, denn sobald sie sich hingesetzt und das Fell auf ihre Beine gelegt hat, sitze ich schon auf ihrem Schoß!
Und dann folgt jeden Abend das gleiche Ritual: Natürlich muss ich mich erst einmal rechts herum auf dem Fell im Kreis drehen, dann zweimal links herum. Das reicht dann aus, um mit allen Sinnen die kleine Kuhle im Fell begutachtet und für gut befunden zu haben und ich kann mich mit einem kleinen wohligen Seufzer auf die rechte Seite fallen lassen. Ganz wichtig ist dabei, dass ich mit dem Kopf in Richtung des lauten schwarzen Kastens liege, denn nur dann kann die Langhaarige mich mit einer ihrer Hände am Rücken stützen und die andere an meinem Bauch entlang zwischen meine Vorderbeine schieben.
„Wie, am Bauch entlang???“, denkt ihr jetzt bestimmt, „Katzen hassen es doch, am Bauch angefasst zu werden.“ Da denkt ihr aber gaaaanz falsch! Es gibt für mich – und auch für den Schwarzen – nichts Schöneres, als die Hand vom Großen oder von der Langhaarigen am Bauch zu spüren und dort leicht gerieben, gekrault und massiert zu werden! Dann muss ich immer ganz doll mit den Augen rollen, die Nase kräuseln und gleich mal mit den Vorderpfoten nach der Hand greifen, um sie ganz sauber zu lecken. Die Langhaarige kichert dann immer und sagt so was wie: „Iiieeh, Iska, die Hände sind schon gewaschen!“ Aber das ist mir ganz egal – wer mich so schön am Bauch krault, wird im Gegenzug auch von mir ordentlich verwöhnt!
Und wenn ich dann das Gefühl habe, dass ich meine Pflicht im Fingerablecken zu meiner vollen Zufriedenheit erfüllt habe, dann lasse ich die Hand der Langhaarigen los und strecke die Pfötchen in einer graziösen Kurve nach oben, damit sie auch überall reiben, kraulen und massieren kann. Da kann es dann auch schon mal vorkommen, dass sich meine Stimme beim Schnurren überschlägt – so schöööön ist das!