Auf samtenen Pfoten – Silberstreif
Von den drei bis vier Katzen, die Klaus und ich regelmäßig an der Futterstelle sehen, ist Silberstreif, oder kurz Silvy, vermutlich die Älteste und wenn sich die umliegenden Nachbarn nicht täuschen, die Mutter der beiden kleinen schwarzen Katzen.
Allerdings scheinen die Blutsbande, falls vorhanden, nicht allzu fest geknüpft zu sein, denn die beiden Schwarzen verhalten sich Silvy gegenüber eher zurückhaltend und sind insbesondere an den Futternäpfen sehr dominant, was ja auch kein Wunder ist, denn sie müssen aktuell ja für mehr als eine Katze fressen. Silvy dagegen hält sich sehr zurück, wartet, bis die beiden anderen gefressen haben oder wir einen eigenen Futternapf für sie etwas entfernt aufstellen. Und wenn sie mitbekommt, dass einer von uns einen Napf voll Futter in die Ecke mit dem alten Bettbezug trägt, dann macht sie lautstark darauf aufmerksam, dass sie bestimmt schon eine Ewigkeit rund um die Kirche nach uns Ausschau gehalten hat und furchtbar hungrig ist.
Ich bin mir inzwischen sicher, dass Silvy irgendwann einmal ein Zuhause hatte, denn bevor „ihr“ Futternapf bereitsteht, streicht sie mir schon um die Beine und schnurrt. Und auch von Klaus lässt sie sich inzwischen gerne kraulen und drückt ihren Kopf immer wieder gegen seine Hand, um noch mehr Schmuseeinheiten einzusammeln. Schon an der Futterstelle am Gefrierhaus, nach nur zwei oder drei Wochen, hat sie sich von mir streicheln und locken lassen – sie ist bestimmt kein „Wildling“. Und selbst an Brust und Bauch lässt sie sich gerne kraulen.
Dass sie schon für eine lange Zeit nur draußen lebt, merkt man nicht nur daran, dass sie sehr schnell unglaublich viel fressen kann. Sie schlingt das Katzenfutter in großen Bissen hinunter, um in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Nahrung zu „sichern“. Dabei ist mir schon aufgefallen, dass sie wohl Probleme mit den Zähnen hat, denn sie schiebt sich die Brocken mit der Nase immer so hin, dass sie sie mit dem Unterkiefer aufnehmen kann, eventuell sind im Oberkiefer einer oder mehrere Zähne entzündet. Silvys Fell ist dazu auch noch unglaublich dicht – wenn ich versuche, beim Kraulen bis an ihre Haut zu kommen, spüre ich die dicke Unterwolle zwischen meinen Fingern. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sie ihre Nächte nicht in einem warmen, weichen Bettchen verbringt. Dabei ist sie so eine wunderschöne, geduldige silbergraue Schmuserin! Ja, zugegeben, sie ist ziemlich pummelig, aber das ist sicher ihren derzeitigen Lebensumständen zuzuschreiben.
Was mir aktuell gerade ein bisschen Sorgen macht, ist eine offene Wunde an ihrer Schwanzwurzel. Die Kälte tut ihr sicher nicht gut und sie hält den Schwanz immer so zur Seite, dass die Wunde vom Fell des Schwanzes geschützt ist. Allerdings scheint sie keine großen Schmerzen zu haben, denn sie zuckt nicht einmal, wenn man beim Streicheln versehentlich an die Wunde kommt und wir hoffen, dass sie sich trotz des kalten Wetters schnell von selbst wieder schließt.
Und heute ist auch die Katzenfalle geliefert worden, die wir bestellt hatten, weil die alte Falle vom Tierschutzverein nur dann zufällt, wenn keine Katze drin ist, und dafür halb offen bleibt, wenn mal eine Katze drin ist… Damit wollen wir dann in den nächsten Tagen wieder versuchen, mit Futter Katzen hinein zu locken, um endlich mit der eigentlichen Fangaktion beginnen zu können. Hoffentlich nehmen uns die Katzen die vorherigen vergeblichen Fangversuche nicht allzu übel!