Mitte Mai im Vogelsberg…

Mai 12, 2020 Off By BlauerEngel

Draußen ist es dunkel und grau. Die Blütenrispen der Traubenkirsche hängen traurig herunter und sinken mit jeder dicken Schneeflocke, die aus dem tristen Himmel auf die weißen Blüten fällt, weiter herab.

An der Meisenknödelsäule hängt eine pitschnasse Buntspechtfrau und ist einfach nur froh, dass die Meisenknödel zwar nass, aber immerhin nicht gefroren sind. Zuhause in der Bruthöhle sitzen ihre Spechtkinder und hoffen, genauso wie die Buntspechtfrau, dass das Elend bald vorbei ist und von draußen ein wärmeres Lüftchen in ihre Bruthöhle weht.

Am Südfenster im Büro stehen die vorgezogenen Stangenbohnen und starren missmutig nach draußen. Sie scharren mit den Hufen und wollen unbedingt in den Garten, in die warme, feuchte Erde. Aber darauf müssen sie jetzt erst mal noch ein paar Tage warten.

Am Dachfenster steht Sabine, kann vor lauter Schnee nicht nach draußen schauen und fragt sich, ob das bisschen Wasser, das seit zwei Stunden als Schnee fällt, die ganze Kälte draußen wert ist…

Das war gestern. Heute ist es zwar noch arg kalt, aber Schnee ist nicht mehr in Sicht.