12. Juli 2021

Zustand der Ständer im Erdgeschoss

Die Außenfassade des Mühlen-Erdgeschosses war vor fünfzig oder sechzig Jahren mit Sauerkrautplatten verkleidet worden. Darauf kamen ein Zementputz und wasserabweisende Farbe – die Sauerkrautplatten sollten wohl nicht nass werden. Vom Boden zieht aber wohl schon seit jeher – was man anhand alter Fotos vermuten kann – das Wasser auf der Nordseite in die Schwelle und innerhalb der Holzstruktur auch weiter nach oben, in die Ständer. Im Mühleninnern gibt es auch keinen Weg, auf dem das nasse Holz schnell abtrocknen kann. Auch dort besteht die Wandverkleidung aus verputzten und gestrichenen Sauerkrautplatten, Fliesen auf Zementkleber oder (Zement-?)Verputz mit Tapete und Farbe. So lässt sich im Nachhinein auch sehr gut nachvollziehen, dass wenige Jahre vor dem Verkauf des Anwesens die Schwelle im Erdgeschoss an der Nordwest-Seite als Kompost aus der Wand gekratzt werden konnte. Dort wurde der entstandene Hohlraum dann mit Beton ausgefüllt.

Nun sollte man beim Sanieren und Restaurieren von Holz-Fachwerk wissen, dass „aufgrund der Tatsache, dass zementgebundene Mörtel Feuchtigkeit nur sehr langsam bis fast garnicht abgeben, […] bei Kontakt mit Holz ein zügiges austrocknen verhindert [wird] und damit ein für holzzerstörende Mikroorganismen günstiges Klima geschaffen [wird].“ Außerdem ist zementhaltiger Putz „erheblich spröder […] [als Holz] und [macht] demzufolge Bewegungen weit weniger mit […] als Lehm- oder Reinkalkputz. Folgen sind Risse und demzufolge weiterer Wasser Eintrag durch Schlagregen.“ Diese beispielhaften Erklärungen stammen aus dem Forum der Internetseite Fachwerk.de. Grundsätzlich sollte man bei der Nutzung von Zement an Holz sehr genau wissen, was geht und was nicht.

Jedenfalls sieht bei uns der erste freigelegte Ständer inzwischen so aus:

So sieht Holz-Karies im fortgeschrittenen Stadium aus. Das Eichenholz ist inzwischen so morsch, dass es sich mit der Hand ausbrechen lässt.
Die Probenstelle befindet sich an der Nordost-Ecke der Mühle.

Das lässt nicht unbedingt Gutes für alle anderen Ständer erwarten…

Zustand der Schwellen im Erdgeschoss

Auf dem Bild des Ständers oben ist zu sehen, dass keine Schwelle mehr existiert. Schon auf einem Foto aus den 1940er oder 1950er Jahren (unten) ist zu erkennen, dass die Schwelle an dieser Stelle entweder durch Steine oder einen Betonriegel ersetzt wurde und Gefache in dem Bereich ausgemauert wurden. Anhand des Fotos oben ist zu vermuten, dass es sich um Bruchsteine oder behauene Steine handelt, aber das werden wir noch herausfinden.

Zwei Tage nach der Freilegung der Nordost-Ecke hat sich Klaus dann noch daran gewagt, die Schwelle auf der Westseite vom Keller aus freizulegen. Diese Schwelle ist seit mehreren Jahrzehnten etwa zehn bis zwanzig Zentimeter hoch mit einer Terrasse von außen zugebaut. Innen im Keller wurde irgendwann einmal die Außenwand samt Fachwerk verputzt. Später dann wurde die Kellerdecke mit OSB-Platten abgehängt. Der Zwischenraum zwischen Geschossdecke und OSB-Platten wurde mit Zelluloseflocken ausgeblasen, um das Erdgeschoss nach unten wärmezudämmen. Die Schwelle war nur an wenigen Stellen noch in diesem Zwischenraum zu erahnen.

An einer dieser Stellen hat Klaus die OSB-Platten an der westlichen Außenmauer entfernt. Was zum Vorschein kam, erklärt wenigstens, warum wir sowohl in der Mühle als auch im Wohnhaus immer wieder einen sichtbaren Befall mit Ameisen haben:

Das ist ein Ameisennest, das sich vermutlich schon seit vielen Jahren dort ausbreitet, wo sich früher die Schwelle befunden hat. Die hatte sich, durch Feuchtigkeitseintrag und ohne Möglichkeit, wieder abzutrocknen, inzwischen in Eichenkompost (dunkelbraun) und letzte Reste vom Eichenholz (hellbraun) verwandelt, in dem die Ameisen eine wunderbare Möglichkeit gefunden haben, ihre Gänge und Höhlen zu bauen. Der aktuell sichtbare Teil des Ameisennests erstreckt sich über etwa einen Meter Breite.

Also scheinen wir auch im Bereich der Schwellen ein massives Problem zu haben…

In den letzten beiden Tagen (und auch schon manches Mal davor) haben wir uns gefragt, wie wir uns im Juni 2018 entschieden hätten, wenn wir das alles damals schon gewusst hätten… Und jedes Mal – mal nach längerem, mal nach kürzerem Überlegen – sehen wir uns an und sagen: „Ganz gleich, wie die beiden Häuser aussehen, da will ich wohnen!“

Weiterlesen