Bachreinigungstag 2021

November 8, 2021 Off By BlauerEngel

Wie jedes Jahr Ende Oktober / Anfang November treffen sich in Frischborn die Freiwilligen, um den Lauf des Mühlbachs innerhalb des Orts auf schadhafte Stellen zu prüfen und zu reinigen. Natürlich sind Klaus und ich auch immer dabei, zwar nicht im Ort, aber vom Mühlbach-Fall bachauf bis zum nächstgelegenen Nachbarn. Aber weil wir Beide in diesem Jahr etwas angeschlagen sind, Klaus mit seinem Tennisarm und ich mit allgemeiner Arbeitsmühe, haben wir die nächsten Dammbefestigungsarbeiten auf nächstes Jahr verschoben und uns nur dem Bachlauf selbst gewidmet – was auf jeden Fall schon anstrengend genug ist. Denn wo im Ort ein langes Stück Mühlbach in Beton und Stein gefasst ist, müssen wir uns durch Brennnessel-, Weißdorn-, Brombeeren- und Erlengestrüpp kämpfen, um unsere Arbeit, das Freischneiden eines mannshohen Weges in der Mitte des Mühlbachs und das Entfernen allzu aufdringlicher Wasserpflanzen und Schlammbänke, erledigen zu können.

Klaus hatte, wie in jedem Jahr, am Abend vorher schon alle Bretter aus unserem Wehr entfernt und das obere Wehr, an dem der Mühlbach von der Lauter abzweigt, wurde geschlossen, damit sich der Wasserstand möglichst überall auf unter Gummistiefeloberrandhöhe absenken konnte – was nicht überall gelingt, wenn man nicht die Gummistiefel mit den höchsten auffindbaren Oberrändern benutzt. Wir hatten in diesem Jahr mal Beide Glück!

Und auch die Wettergöttin hatte ein Einsehen, so dass nur die Füße in den Gummistiefeln, trotz zwei Paar Socken, bachwasserkalt wurden, der Rest aber in der Sonne und im Gummi-fast-Ganzkörperanzug mollig warm wurde. Und wie jedes Jahr gab es für die, die die (dieses grammatikalisch korrekte Igittigitt wollte ich immer schon mal produzieren…) Augen während des Schneidens und Schippens offen hielten, wieder einiges zu sehen. Zum Beispiel ein wunderschönes kleines Vogelnest, versteckt zwischen den Zweigen eines Weißdornbuschs. Was für ein wunderbares Meisterwerk!

Die im wahrsten Sinne des Wortes größte Überraschung erlebten wir aber gegen Ende „unseres“ Teils des Bachlaufs, als wir nach einer Kurve vor einer alten Erle standen, die die beste Zeit ihres Lebens wohl seit dem letzten Sturm hinter sich hatte.

Da nutzten dann auch Felco und Baumsäge nichts mehr… Also hat Klaus den Ortsvorsteher angerufen und nach einem Bulldog mit Kette gefragt – „Kein Problem, komme gleich“. Das Problem war dann eher die fehlende Kette, denn das ersatzmäßige Seil riss gleich beim ersten Versuch, den Koloss aus dem Bachbett zu hieven. Deshalb machte sich Klaus dann auf den Rückweg zur Mühle, um die Motorsäge zu holen. Und nach ein paar gezielten Schnitten, einigem Gefluche und Herumgeirre im tiefen Schlamm war dann der Bachlauf wieder holzfrei. Was der Bulldog nicht beseitigen konnte, war die dicke Schlamm- und Blätterschicht, die sich unter der Erle angesammelt hatte.

Die musste Klaus dann rausschippen. Ein paar Meter weiter endete dann auch die Strecke des Mühlbachs, die von der Mühle aus jedes Jahr gereinigt und in Stand gehalten wird. Gerade rechtzeitig, bevor der Mühlbach sich in ein zwei Meter hohes Dickicht aus Wasserpflanzen, Sträuchern und vermutlich metertiefen Schlammlöchern verwandelt, weil sich dort seit Jahren niemand mehr gekümmert hat. Aber vermutlich freut’s all die kleinen und großen wasser- und schlammbewohnenden Lebewesen, die dort ihr wildes Zuhause gefunden haben…

Immerhin sieht „unser“ Mühlbach jetzt wieder so ordentlich aus, wie er nur kann, damit vielleicht auch im nächsten Jahr der Eisvogel wieder dort auf Fischfang geht – auch wenn wir in diesem Jahr nicht eine einzige Forelle und kein Neunauge gesehen haben. Hoffentlich haben die sich alle ins Dickicht mühlbachauf verzogen.

Zurück am Mühlbach-Fall hatte Klaus noch Zeit, um die Gefällestrecke von dem Wenigen an Holz und Blättern zu befreien, das in den üblicherweise reißenden Wassern überhaupt eine Chance hatte, irgendwo hängen zu bleiben.

Damit war die Pflicht erfüllt und wir konnten mit den anderen Freiwilligen zusammen im Feuerwehrhaus unsere Kräfte wieder auftanken, bevor es dann hieß: Mühlbach Marsch!