„Das kann doch nicht wahr sein!“
Meine Eltern sind da! Am Donnerstagmittag sind sie angekommen und bald machen sie sich wieder auf die Heimfahrt. In den eineinhalb Tagen haben wir aber zusammen viel erlebt und gesehen: Wir haben die komplette Mühlenführung mitsamt dem Garten gemacht, haben in der Wachtel, in der Turnhalle und in der Eisenbach-Post gegessen, haben gegrillt, waren rund um Schloss Eisenbach unterwegs und haben uns die alten Fachwerkhäuser und den Strolch in Lauterbach angeschaut. Und das, obwohl mein Vater gerade nicht gut zu Fuß ist!
Aber das Schlüsselerlebnis hatten meine Eltern wohl gestern, als wir noch kurz in der Touristen-Info waren, um ein paar Informations-Flyer über Lauterbach zu besorgen. Klaus und ich waren auch noch nicht dort, irgendwie war zu den Zeiten, zu denen wir in Lauterbach waren, die Touristen-Info immer geschlossen. Aber gestern hat es dann geklappt. Eine freundliche Dame hat uns empfangen, meine Mutter ist erst einmal zwischen den Prospektständern verschwunden, mein Vater hat sich umgeschaut und Klaus und ich haben gleich in der Ecke ein altes Mühlen-Bauteil entdeckt – die Touristen-Info wurde früher auch als Mühle benutzt.
Als wir so davor standen und uns fragten, was für ein Bauteil das denn gewesen sein könnte, ist mir eine Infotafel aufgefallen. Beim näheren Hinsehen stand da tatsächlich drauf, dass es sich bei dem Bauteil um das alte Schlagwerk aus der „Oberen Schlagmühle in Lauterbach“ handeln würde. Da haben bei mir natürlich direkt alle Glocken geklingelt und ich bin zu der netten Dame gegangen um zu fragen, ob sie denn wüsste, wo die obere Schlagmühle gestanden hätte. Es würde uns besonders interessieren, weil wir eben erst die Schlagmühle in Frischborn gekauft hätten. Nein, so direkt wüsste sie den Standort der oberen Schlagmühle nicht, aber sie wäre ganz sicher, dass es sich nicht um die Schlagmühle in Frischborn handeln würde, da wäre nämlich ihr Vater geboren worden und hätte auch einige Jahre dort gelebt. Die Frischbörner Schlagmühle sei ihr bekannt, sie lebe nämlich auch in Frischborn und kenne die Mühle vom Spazierengehen und Vorbeifahren. „Ei der Daus!“
Inzwischen standen auch meine Eltern dabei und hörten zu, als die Dame uns mit einigen Erklärungen einen Flyer über den „Mühlen-Wanderweg“ in Lauterbach überreichte, auf dem unsere Mühle allerdings nicht eingezeichnet ist – liegt zu weit außerhalb. In diesem Flyer sind aber zwölf Mühlen in und um Lauterbach eingetragen, zwei davon Schlagmühlen, die, wie unsere, ebenfalls an der Lauter lagen, inzwischen aber nicht mehr existieren. „Ich habe auch schon von Ihnen gehört,“ erzählte dann die nette Dame, „meine Schwester ist die Vorsitzende vom Frauenkreis in Frischborn und sie hat von der Spinnstubb und der neuen Frau in der Schlagmühle erzählt, die den Zeitungsbericht geschrieben hat.“ Doppelt „Ei der Daus!“
Wir haben dann noch ein bisschen erzählt und zum Schluss hat sie uns angeboten, ihren Vater, der noch ganz rüstig ist, zu fragen, ob er noch alte Fotos von der Schlagmühle hat und ob er mal in der Schlagmühle vorbei kommen möchte, um uns ein bisschen von den alten Zeiten zu erzählen. Ein Vorschlag, den wir nur zu gerne angenommen haben!
Als wir uns verabschiedet hatten und wieder draußen waren, meinte mein Vater: „Wenn man so liest, was du im Blog schreibst, wie ihr die Leute kennen lernt, das ist ja kaum zu glauben. Aber jetzt haben wir es selbst erlebt!“ Ja, Lauterbach ist ein Dorf!
Den Mühlen-Wanderweg in Lauterbach müssen wir dann mal ausprobieren, wenn meine Eltern im Herbst wieder da sind.