Als wir im Sommer 2018 den Kaufvertrag für die Schlagmühle unterschrieben haben, war die Mühle 262 Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir das noch nicht, aber eine Nachfrage beim Kreisbauamt wegen der Standfestigkeitsnachweise für das neuere Haus und ein nettes Telefonat mit dem zuständigen Sachbearbeiter dort bescherte uns die Information über das Baujahr.
Aus der Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland [1]:
„Außer der Landwirtschaft diente den Einwohnern [von Frischborn] eine Vielzahl von Handwerkern zum Lebensunterhalt. 1825 gab es zwanzig Weber, vier Schneider, drei Schuster, vier Schmiede, zwei Wagner, vier Schreiner und einen Küfer. Auf die Bedeutung der Mühlen in Frischborn weist ein Bericht aus dem Jahr 1789 hin: ‚In Frischborn sind zwei herrschaftliche Mühlen und Frischborn, Dirlammen und Allmenrod müssen darin mahlen lassen. Auch Blitzenrod ist nach Frischborn gebannt.‘ […]
Die Größe und die Einwohnerzahl Frischborns entwickelten sich wie folgt: Die Zahl der jahrholzberechtigten Familien stieg von 62 1573 auf 75 1615; 1789 lebten 431 Einwohner in 80 Häusern, 1830 642 in 91 Häusern. Im zwanzigsten Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der Einwohner von 756 (1925), über 1.053 (1954) auf 1.043 (2001).
Im Außenbereich ist abgesehen von der 1756 unterhalb des Dorfes an der Lauter neu errichteten Schlagmühle noch der Auhof siedlungsgeschichtlich bemerkenswert…“
Benutzt wurde die Schlagmühle vermutlich, angetrieben durch das Wasser des Mühlgrabens, um Getreidekörner oder Tierfutter zu zerkleinern. Zumindest lässt der Name darauf schließen. Vielleicht finden wir ja noch weitere Unterlagen zu unserem Schätzchen…
Seit 1756 hat sich so einiges getan. Die Landschaft hat sich verändert, die Nebengebäude bestehen zum Teil nicht mehr, wurden umgebaut oder abgerissen, der Verlauf der Lauter und des Mühlbachs wurden geändert, und auch die Mühle selbst ist kaum wiederzuerkennen. Und noch ist auch nicht ganz klar, wie es mit der alten Dame in den nächsten Jahren weitergehen wird. Darüber werden unser Geldbeutel und unsere Arbeitskraft entscheiden.
Wir haben, so weit uns Zeichnungen oder Fotos zur Verfügung stehen, eine Chronologie für die Schlagmühle erstellt. Einige der Datierungen von Fotos beruhen auf Vermutungen, aber die Entwicklung der Schlagmühle ist gut zu erkennen. Und wer weiß, vielleicht tauchen genauso plötzlich wie das Baujahr auch weitere Informationen oder Fotos auf?
Update: Inzwischen wissen wir auch, dass es rund um und in Lauterbach eine ganze Reihe von Mühlen gegeben hat. Das ist sicher dem Wasserreichtum des Vogelsbergs geschuldet. Und wir haben auch herausgefunden, dass „unsere“ Schlagmühle bei weitem nicht die einzige Schlagmühle in der Gegend war. Lauterbach selbst hat, wie wir erfahren haben, früher eine obere und eine untere Schlagmühle gehabt, die beide als Mühlen, eine davon auch als Gebäude, nicht mehr existieren.
Damit, das ist dann klar, sind der Name meiner Homepage, „Schlagmühle Lauterbach“, und auch mein selbst kreiertes Logo inkorrekt, und es müsste eigentlich „Schlagmühle Frischborn“ heißen. Ich bitte darum, diese historische Unschärfe, solange sich nicht jemand aus der oberen oder unteren Schlagmühle in Lauterbach beschwert, zu entschuldigen.
[1] Quelle: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland – Kulturdenkmäler in Hessen, Stadt Lauterbach; Krug, Walter; Verlag wbg Theiss, 2007; 1. Auflage; Herausgeber: Landesamt für Denkmalpflege Hessen; 317