Gemeindeaktionstag 2019
Jedes Jahr im Oktober findet in Frischborn der Gemeindeaktionstag statt. Sinn der Sache ist, die Gemeindemitglieder dazu zu bewegen, Frischborn auf Hochglanz zu polieren: Das Freizeitgelände im Steinbruch wird aufgeräumt und winterfest gemacht, wo noch etwas zu räumen oder zu reparieren ist, wird geräumt und repariert, und der komplette Mühlbach, von seinem Abzweig aus der Lauter oberhalb von Frischborn bis zu unserem Mühlgraben wird trocken gesetzt, von Müll, Schlamm und wuchernden Pflanzen gereinigt und dort, wo es Not tut, wird der Damm ausgebessert. Da nur auf dem Stück zwischen den letzten Häusern und unserer Mühle Dammbruch drohen kann – überall sonst liegt der Mühlbach nicht über Geländeniveau – ist das unsere Aufgabe.
Berthold, unser Ortsvorsteher, hat von der Stadt Lauterbach Ton herankarren lassen – sind zwei schöne Haufen geworden – und hat gestern noch mit Klaus zusammen von einem der Lesehaufen des Ortes eine Ladung Steine geholt und mit dem Bulldog an den Bach gefahren. Auf den Lesehaufen werden die Steine, die die Bauern bei der Bodenbearbeitung aus dem Acker ausgraben, gesammelt.
Gestern Abend wurde dann das Zulauf-Wehr zum Mühlbach geschlossen und Klaus hat das kleine Wehr vor dem Mühlgraben geöffnet, damit möglichst viel Wasser aus dem Mühlbach ablaufen konnte. Der sah heute Morgen dann ziemlich trocken aus, und wenn kaum Wasser durch den Mühlgraben fließt, dann ist es bei uns ungewohnt ruhig.
Heute Morgen um acht ging’s dann los: Werkzeug und passende Gummistiefel suchen, Dreiviertelkörperkondom überziehen – das ist Klaus erspart geblieben, für ihn haben die Gummistiefel gereicht, aber ich dachte, ich gehe auf Nummer sicher, nach meinem letzten Bad im Bach – und dann alles zum ersten Einsatzort, dem breitesten Loch im Damm, transportieren. Während ich mit Steinen und Ton eine Art Mauer vor den Damm gesetzt habe, hat Klaus die meiste Zeit Steine und Ton mit der Schubkarre und in Eimern zu mir gebracht. Leider befinden sich alle Bruchstellen an Orten, an denen man nicht so einfach mit dem LKW eine Ladung Ton oder mit dem Bulldog eine Portion Steine abladen kann. War eine tierische Plackerei, besonders für Klaus, der zwischendurch auch noch beim Dammbau geholfen hat!
Heute Mittag waren dann alle Helfer bei uns zum Würstchenessen – immerhin haben wir die schönste Terrasse! Die meisten wussten auch gar nicht, wo der Mühlbach wieder in die Lauter fließt und konnten sich das dann mal anschauen, allerdings ohne Fließen, aber was soll’s! Wir haben wieder neue Leute kennen gelernt und andere wiedergesehen, an deren Namen wir uns nicht mehr erinnern konnten. Ich fürchte, das wird auch noch eine ganze Weile so sein… Aber sehr nett war’s und Klaus hat gefühlt 200 Würstchen auf unserem kleinen Gasgrill gegrillt.
Am Nachmittag ging’s für uns dann weiter mit Schuften und gegen 16 Uhr hatten wir eine ordentliche Schicht Steine und Ton aufgesetzt und den Ton gründlich verrieben, damit er nicht gleich wieder weggeschwemmt wird. Eigentlich dachten wir ja, wir würden heute zumindest zwei der Bruchstellen reparieren können, aber es ist unheimlich anstrengend, erst einmal den ganzen angesammelten Schmodder aus dem Mühlbach zu bekommen, dann alle losen Steine herauszusuchen, bevor man überhaupt mit dem Neubau beginnen kann. Und weil der Ton ziemlich trocken war, musste der auch immer erst ein wenig einweichen, dann erst durchgeknetet und weiter zerkleinert werden, bevor man ihn dicht und fest zwischen die Steine drücken konnte.
Aber es sieht jetzt ganz gut aus:
Danach gab’s dann noch ein Gartenbier und den Preis für die dreckigste Hose heute – der ging eindeutig an Klaus! Der ist jetzt gerade unter der Dusche und wenn er fertig ist, dann darf ich in die Badewanne – die Tonmaske aus den Haaren waschen…
Gerade hat Berthold Bescheid gesagt, dass das Wehr wieder geöffnet ist und Klaus hat unser kleines Wehr wieder geschlossen. Bis morgen Vormittag ist der Mühlbach dann wieder angestaut und wir können kontrollieren, ob unsere Baumaßnahmen einen Sinn hatten…
Um die anderen vier Bruchstellen kümmern wir uns dann später. Es gibt ein weiteres Wehr, unterhalb von Frischborn, das man schließen kann, dann fällt nur „unser“ Teil des Mühlbachs trocken und wir können weiter im Matsch wühlen…