Glück auf, der Kater kommt

Februar 7, 2022 Off By BlauerEngel

Wer kennt es nicht, das Bergmanns-Lied „Glück auf„? Naja, immerhin von denen, die in einem der alten Bergmanns-Reviere leben, bestimmt die meisten… Wir mussten die ersten drei Strophen des Lieds in der Grundschule auswendig lernen. Immerhin lebte zu dieser Zeit die Hälfte der saarländischen Familien noch vom Bergbau und den angeschlossenen Industrien. Lang, lang ist’s her…

Aber heute geht es nicht um Bergmänner, sondern um einen Bergmanns-Kater. Schnuffi hatten wir gestern Mittag zum letzten Mal gesehen, was nicht ungewöhnlich ist, denn als unabhängiger Kater in den besten Jahren ist man immer wieder unterwegs, schläft mal in der alten Mühle, mal oben in einem der Büros, und lässt sich auch nicht davon irritieren, dass die Dosenöffner doch immer eher beruhigt sind, wenn sie alle paar Stunden beim gedanklichen Durchzählen auf fünf kommen. Deshalb machten wir uns auch nicht mehr Gedanken als sonst, als wir gestern Abend nur auf vier kamen, es geht halt auf den Frühling zu und in der Mühle hatte Klaus wieder Futter nachgelegt, kein Grund also, sich mal wieder blicken zu lassen. Und damit auch kein Grund, sich Sorgen zu machen.

Ein wenig ungewöhnlicher als sonst war es dann doch, als heute Morgen die Rollläden hochgingen, untrügliches Zeichen für unsere Kater, selbst wenn sie irgendwo unterwegs sind, dass sie demnächst frischen Fisch im Napf finden, und Schnuffi, unser Fisch-Liebhaber, nicht auftauchte. Durchzählen: hmm, immer noch vier… Tja, da war dann wohl die Nacht etwas länger und das Schlafbedürfnis überwiegt noch den Hunger auf Fisch.

Aber irgendwie ist man halt doch unruhiger als normal und startet am Vormittag die erste Suchaktion an den bekannten Stellen: Mühle, Mühlenkeller – nix, kein Schnuffi… Langsam kommt dann Unruhe auf: Haben wir ihn irgendwo eingesperrt? Steckt er irgendwo fest? Und im Hinterkopf immer wieder: Es hat so viel geregnet gestern, der Bach ist so hoch gestiegen, ist er irgendwo ins Wasser gerutscht? Aus der Unruhe wird eine leichte Panik, weil die doofe Stimme im Hinterkopf einfach keine Ruhe geben will.

Also erst mal die wahrscheinlicheren Möglichkeiten absuchen: Klaus war gestern in der Blechgarage, also raus in den Schneematsch und das Garagentor aufgemacht – kein Kater! Und weil die Zehen jetzt eh schon nass sind, nebendran die Schuppentür aufgemacht – kein Kater! Der erste laute, unruhige Ruf hallt über das Grundstück: „Schnuuuuuuuuffi!“, dann in die andere Richtung: „Schnuuuuuuuuuffi!“ Die Stimme zittert etwas – warum ist gerade heute der Bach so laut? Wie gut genau können Katzen hören???

Wo waren wir gestern noch, wohin ein neugieriger Kater ungesehen folgen konnte? Die Doppelgarage! Schnell wieder ins Haus, die obere Kellertür aufgemacht – kein Kater! Kellertreppe runter – ich hör‘ was! Katergeschrei!!! Die untere Kellertür aufgemacht – das Geschrei wird richtig laut! Mit der süßesten Stimme, die gerade noch möglich ist: „Schnuffi, wo steckst du denn?“ Da kommt was um die Ecke, aus der Werkstatt: „Oh mein Gott! Wie siehst du denn aus???“ Weiter jammernd und lautstark protestierend streicht ein grau-schwarzes Etwas mir um die Beine: „Igitt, wo kommst du denn HER?“

Das grau-schwarze Etwas läuft die Treppe hoch und an der Stimme ist genau zu erkennen, dass es der vermisste Kater ist, die Pfoten schwarz, die hintere Hälfte komplett grau eingesaut, die Schnauze nicht mehr weiß, sondern eingegraut – oh… mein… Gott! Irgendo im Werkzeugraum muss er noch eine Ecke gefunden haben, die noch nicht ganz vom Kohlestaub der Briketts befreit war, obwohl Klaus sich sehr viel Mühe gegeben hatte, alles sauber zu bekommen. Und das Zeugs lässt sich auch mit einem feuchten Tuch nicht komplett vom Kater wischen – da wird er dann in den nächsten Tagen selbst noch ein bisschen was zu tun haben…

Und wir sind heilfroh, dass wir wieder bis fünf zählen können!