Man wird alt wie eine Kuh…

April 25, 2021 Off By k84376

… und lernt immer noch dazu…

Ich habe schon als Kind das Häkeln und Stricken gelernt. Hat mir immer schon Spaß gemacht. Meine Barbie-Puppen sind grundsätzlich mit selbst gehäkelten Kleidern unterwegs gewesen! Ziemlich früh habe ich auch das alte Strickliesel von meiner Mutter entdeckt und jahrelang mit Wollresten vom Häkeln und Stricken an einem runden Teppich gelieselt. Der nahm aber, je größer der Durchmesser wurde, beim Zusammennähen immer mehr Badewannenform an… Irgendwann habe ich es dann aufgegeben und das „Meisterwerk“ mit einem geschätzten Durchmesser von einem Meter und einem halben Kilometer Lieselwurst entsorgt. Sonst wäre ich womöglich mit dem Fuß an den hochgerollten Kanten hängen geblieben und hätte mir beim Fallen alle Haxen gebrochen…

In den Achtzigern war es dann modern, sich seine Haremshosen und weiten Blusen selbst zu nähen. Glücklicherweise hat meine Oma mir damals beim Zuschneiden und Nähen geholfen, sonst hätte ich beides nie fertig bekommen. Damals dachte ich nach diesem ersten Nähversuch, dass meine Oma wohl nicht immer für mich nähen können wird und dass es auch ausreicht, wenn frau häkeln und stricken kann. Bis das aus gesundheitlichen Gründen Anfang der Zweitausender nicht mehr ging. Da bin ich dann auf das Seidenmalen, Sticken und Handnähen umgestiegen. Sogar einen Kimono habe ich mal seidenbemalt und dann den wunderbar leichten Stoff von Hand zusammengenäht. Ich glaube, ich habe drei Monate und zwei große Garnspulen lang dran gesessen…

Nachdem ich dann Klaus kennen gelernt hatte, waren wir jedes Jahr auf den diversen Mittelaltermärkten unterwegs. In einem Jahr war in Oberursel, an der Feyerey, eine Spinnerin auf dem Markt, die auch ihr Spinnrad dabei hatte und allen, die es interessierte, das Spinnen am Rad gezeigt hat. Ich war total begeistert! Und als ich herausfand, dass sie auch Sabine heißt und Spinnkurse anbietet, war ich direkt dabei. Seitdem steht auch das Wollekämmen und -spinnen auf meinem Handarbeitsplan und ein Spinnrad im Büro, was natürlich wiederum gut das Häkeln und Stricken ergänzt.

Ich weiß nicht, welcher Teufel mich damals, um die gleiche Zeit, geritten hat, mir im Angebot beim Discounter eine Nähmaschine für kleines Geld zu kaufen – 33 Programme! Maschinennähen war ja bis dahin nicht wirklich mein Ding… Vielleicht hatte ich einfach das Gefühl, in meiner Handarbeitsmaschinensammlung würde noch eine Nähmaschine fehlen – keine Ahnung. Sie ist auf jeden Fall Jahre später noch originalverpackt mit umgezogen in die Schlagmühle. Und in der Zwischenzeit hat der gleiche Teufel wohl auch dafür gesorgt, dass ich ausrangierte Kleidungsstücke nicht weggeworfen, sondern fein säuberlich gestapelt habe.

Und vor ein paar Wochen, nachdem alle Gardinen für das neue Haus und die Osterhasen fertig gehäkelt waren (glücklicherweise klappt das wieder),…

… habe ich dann selbstgelieselte Stuhlauflagen in einer Zeitschrift gesehen – und mich gleich an meine Badewanne erinnert! So was wollte ich auch machen, schön flach (!) und mit einer untergenähten Stoffauflage, damit die Wolle nicht leidet. Wofür sonst hatte ich über Jahre die ganzen alten Klamotten gesammelt und vor gefühlt einem Jahrzehnt eine Nähmaschine gekauft?! Also habe ich sie dann endlich ausgepackt…

Und, was soll ich sagen, nach einigen Misserfolgen und Missverständnissen zwischen mir und dem Unterfaden habe ich es hinbekommen! Ich habe aus dem Stoffhintern einer alten Hose meine Stoffauflage ausgeschnitten, gesäumt und dann – von Hand, weil der Nähfuß nicht über die Lieselwurst läuft – auch festgenäht.

Danach hat mich der Ehrgeiz so richtig gepackt! Auf meiner Lieblings-Ideenseite, smarticular.net, hatte ich vor längerem schon die Nähanleitung für Pflanztaschen aus Hosenbeinen gesehen. Und weil wir noch ein 1000-Liter-Fass auf dem Hof stehen haben, das wegdekoriert werden soll, dachte ich, das wäre genau das Richtige, um einige der alten ausgemusterten Hosen einem neuen, sinnvollen Zweck zuzuführen. Für meine Stuhlauflagen-Stoffauflage hatte ich ja von der ersten Hose bisher nur den Hintern gebraucht…

Die Anleitung ist super, auch für Nähanfänger, trotzdem bin ich mit der ersten Pflanztasche noch nicht so ganz zufrieden…

Dafür sieht die zweite, obwohl oder gerade weil ich mich in den Nähprogrammen wohl noch nicht so ganz auskenne, schon richtig gut aus!

Und das allerbeste ist, dass ich jetzt keine alten Hosen und anderen Kleidungsstücke mehr wegwerfen muss. Irgendwas lässt sich daraus immer noch nähen, und wenn es nur Flickstücke für Gartenklamotten sind…

Fazit: Maschinennähen macht echt Spaß, wenn der Unterfaden mitmacht! Und es geht viel schneller als Häkeln oder Stricken. Bloß Klaus hat jetzt Angst, dass er seine alten Klamotten nicht mehr bis zum Schluss auftragen darf, weil ich vorher schon eine neue Nähidee habe…