Schreck am Morgen
Sie stand schon auf der Abschuss- respektive Fällaktionsliste für den nächsten Herbst/Winter, die Doppelspitze der Traubenkirsche, die zwischen Wohnwagen und Blechgarage, gegenüber von der Küche im neuen Haus, steht. Aber als heute Morgen die Rollläden hochgingen, hatte sie sich schon still und leise – keiner von uns hatte heute Nacht etwas gehört – „abgesenkt“. Einer der beiden oberschenkeldicken Stämme, in die sich in etwa vier Metern Höhe die Traubenkirsche teilte, konnte wohl die Last der unzähligen Blütenrispen, die seit ein paar Tagen blühen, nicht mehr tragen und ist nah am Hauptstamm regelrecht aufgeplatzt.
Kein ordentlicher Bruch, sondern ein etwa meterlanger, aufgefaserter und verdrehter Knäuel, an dem acht bis zehn Meter Holz über die Blechgarage hingen.
Und so musste Klaus in der Mittagspause mit der Bügelsäge („Bis ich die Schnittschutzhose angezogen habe und die Motorsäge läuft, bin ich längst von Hand fertig!“ – Mir ist’s recht, ich mag Motorsägen nicht besonders…) über die Leiter auf die Blechgarage hoch und den traurigen Rest der blütenüberlasteten Traubenkirsche in Stücken herunterholen.
Es tut mir im Herzen weh, die Blütenpracht so am Boden zu sehen. Im Winter, wenn es „nur“ das Holz ist, das der Säge zum Opfer fällt, ist es leichter zu ertragen, besonders, wenn ein Baum oder Ast irgendwann auf ein Gebäude oder eine andere Struktur fallen würde. Glücklicherweise scheinen wenigstens keine Vögel dort ihr Nest gebaut zu haben und Nistkasten hing auch keiner drin. Nur ein Paar Marienkäfer musste ich bei der Reproduktion stören und auf einen anderen Baum setzen. Blattläuse für den Nachwuchs hätten sie in der Traubenkirsche en masse gehabt…