Untermieterinnen

Juli 10, 2020 Off By BlauerEngel

Immer wieder werden wir gefragt, was wir denn mit den zwei Häusern anfangen wollen, wenn sie mal beide fertig sind. Wohnen können wir ja nur in einem von den beiden und das soll, so sie denn einmal fertig wird, die alte Mühle sein. Ehrlich gesagt, wir fragen uns das manchmal auch, aber eine wirklich zündende Idee ist uns noch nicht gekommen. Aktuell sind wir einfach froh, dass wir durch den Umstand, zwei bewohnbare Häuser zu haben, uns keine Gedanken über unsere Unterbringung während irgendwelcher Bauphasen machen müssen. Wenn es hart auf hart kommt, ziehen wir einfach ins andere Haus…

Aktuell ist uns die Frage aber gerade mal abgenommen worden.

Vor ein paar Tagen haben wir bemerkt, dass auf der Nordseite der alten Mühle den ganzen Tag über reger Flugverkehr herrscht.

Zuerst haben wir uns ja nichts dabei gedacht, bis es immer deutlicher wurde, dass die Flugbahn nicht am Haus entlang verläuft, sondern geradewegs auf die Hausfront zu und auch davon weg. Da muss man ja mal genauer hinsehen und – tatsächlich – zwischen der weißen Verkleidung der Fachwerkfassade und dem Sockel aus roten Klinkern ist an einer Stelle ein kleiner Spalt. Und dort fliegen unsere Untermieterinnen beständig ein und aus.

In der Bildmitte verschwindet gerade ein kleiner weißer Hummelhintern zwischen Verkleidung und Klinkern.

Im zeitigen Frühling muss sich eine Erdhummelkönigin die Suche nach einer Erdhöhle recht einfach gemacht und den Spalt zum Eingang ihres Hummelnests erklärt haben. Inzwischen scheint ihr Volk schon ordentlich gewachsen zu sein, denn mindestens einmal pro Minute verschwindet eine pollenbeladene Arbeiterin über dem Sockel hinter der Fassadenverkleidung oder es fliegt eine andere, pollenlos, wieder heraus, auf Nahrungssuche.

Gut, dass Hummeln ihr Nest nur für einen Sommer benutzen. Anders als Honigbienen stirbt Anfang Winter das komplette Hummelvolk bis auf die Königinnen, die überwintern und im nächsten Frühling ein neues Nest bauen. Damit müssen wir kein schlechtes Gewissen haben, wenn wir irgendwann durch das Freilegen des Fachwerks der alten Mühle auch das Hummelnest freilegen.