Wasserspielen
Jedes Jahr im Oktober ist in Frischborn der Orts-Reinigungstag. Da werden von Freiwilligen die Straßenränder und Wege entmüllt und der Mühlbach wird gereinigt. Dabei sind wir für das Stück zwischen dem letzten Haus im Ort und unserem Wasserfall zuständig, weil es sonst niemand machen würde. Im letzten Jahr waren wir extra deswegen in der Mühle, um uns bei Norbert abzuschauen, was da alles gemacht werden muss.
Unter anderem wird der Bachlauf von überhängenden Ästen freigeschnitten, wuchernde Wasserpflanzen müssen entfernt werden und Bäume und Sträucher, die auf dem talseitigen Damm zu nah am Mühlbach stehen, müssen zurückgeschnitten werden. Und besonders wichtig: Löcher im Damm müssen identifiziert und ausgebessert werden.
Als Klaus vor zwei Monaten das indische Springkraut oberhalb unseres Grundstücks abgesenst hatte, hatte er auch gesehen, dass sich an nicht genau bekannten Stellen drei oder vier neue Bäche verselbstständigt hatten, die vom Mühlbach talwärts, unter Umgehung unseres Wasserfalls, in die Lauter ergießen. Das geht natürlich nicht, denn irgendwann bricht dann der Damm und wir sitzen trocken.
Also haben Klaus und ich uns heute erst einmal über den Damm laufend ein Bild davon gemacht, wo die undichten Stellen sein könnten. Mit dem Ortsvorsteher hatten wir vor ein paar Wochen schon abgesprochen, dass uns Ton zur Verfügung gestellt wird, mit dem wir am Orts-Reinigungstag das Bachbett ausflicken können. Denn an diesem Tag wird zwecks der Reinigungsarbeiten das Wehr oberhalb von Frischborn geschlossen und der Mühlbach fällt zum großen Teil trocken. Drei ordentlich breite und zwei kleinere Bäche haben wir gefunden und anhand der Strömung im Bach auch relativ gut erkennen können, wo die undichten Stellen im unteren Teil des Damms sind.
Dann haben wir uns in unsere Dreiviertelkörper-Kondome gehüllt und sind in den Mühlbach gestiegen, um vorbereitend schon einmal die Äste zu stutzen und die Wasserpflanzen zu entfernen, dann bleibt uns am eigentlichen Reinigungstag mehr Zeit für die Abdichtarbeiten.
Also, das Kondom ist ja ganz gut, aber es hat nur durchgehende „Füße“, keine ordentlichen Stiefel am Ende. Deshalb muss man dann noch Schuhe drüber ziehen. Ist an sich kein Problem, aber Gummistiefel gehen nicht, weil der Mühlbach an einigen Stellen so hoch ist, dass das Wasser oben rein läuft. Dann sind die Stiefel so schwer, dass sie nicht mehr mit wollen. Außerdem ist das Bachbett auch teilweise so verschlammt, dass sich die Gummistiefel richtig im Matsch festsaugen und nicht mehr mit den Füßen raus kommen. Also haben wir Sandalen angezogen, die sind leicht und gut anzuziehen. Haben aber wiederum den Nachteil, dass sich
Steine zwischen Kondom-Fußteil und Sandale festsetzen. Die spürt man nicht direkt, weil die Füße vom Wasser sehr schnell sehr kalt werden, aber mit der Zeit wird es dann doch unangenehm…
Unangenehm wird es auch, wenn man auf Teufel komm raus unbedingt ein Büschel Gras aus dem Bachbett ziehen will, das dort gefühlt schon seit hundert Jahren wächst. „Uuuund… eins! Uuuuuund… zwei! Uuuuuuuuuuund…“ Platsch! Das Kondom geht zwar ziemlich hoch rauf, aber wenn frau sich gerade eine der drei Senken im Bachbett aussucht, um Schwimmen zu gehen, dann nutzt es auch nix mehr…
Aber immerhin befindet sich diese Senke kurz vor dem Ende des Stücks, das wir heute frei machen wollten und ich konnte gleich nach Hause schwimmen…