Zwischenbilanz

Dezember 20, 2019 Off By BlauerEngel

Nach einem Jahr und zwölf Tagen kann man schon mal zurückschauen und überlegen, wie die Zwischenbilanz des neuen Lebens denn so aussieht. Denn ein neues Leben ist es, mit neuer Umgebung, neuen Häusern, neuen Freunden, neuen Vereinen, einem halben neuen Job, neuen Aufgaben und neuen Herausforderungen…

Keine Frage, die neue Umgebung ist einfach das Beste, was uns passieren konnte. Leben da, wo andere gerne Urlaub machen würden, mitten im Grünen, den Wald direkt hinter dem Haus, Wasserrauschen inklusive eigener Kneippanlage neben der Terrasse, alle Sorten Bäume, Sträucher und Kräuter, und endlich, endlich ein Teich mit einer Hängeweide! Platz für Hühner, wenn wir das möchten, und mehr Platz für die Katzen, als die drei selbst fordern würden. Platz, um so viele „grüne“ Ideen auszuprobieren und umzusetzen, wie uns nur einfallen, und trotzdem auch Platz, um auch unsere Hängematten aufzubauen und, natürlich, sie auch zu nutzen. Und immer noch nahe genug an der „Zivilisation“, um nichts zu vermissen, was uns wichtig wäre.

Das mit den Häusern, das hatten wir uns ja etwas anders vorgestellt. Eigentlich sollte das neue Haus sehr kurzfristig von uns bezogen werden. „Die Fenster austauschen wäre nicht schlecht, und hier und da den Bodenbelag wechseln und Tapeten erneuern“, irgendwie scheint das eine Falle zu sein, in die wir immer wieder tappen. Und dann wird es doch eine Kernsanierung – und Zeit und Geld, die wir in die Sanierung der Mühle stecken wollten, stecken jetzt im neuen Haus. Aber dafür ist es jetzt tatsächlich ein komplett neues Haus, alles, was wir machen konnten, ist gemacht und wir haben für die nächsten fünfzig Jahre – toi toi toi – erst einmal Ruhe da unten, sobald die Küche fertig ist und die Außenwände isoliert sind. Und wenn wir dann, hoffentlich im Januar noch, dort eingezogen sind, dann haben wir Zeit, uns immer dann mit der alten Mühle zu beschäftigen, wenn wir mal wieder Lust und Geld haben.

Dafür ging das mit den Freunden und den Vereinen, was sich hier wohl nicht komplett voneinander trennen lässt, tatsächlich im Handumdrehen. Einmal im Kabarett einen „falschen“ Satz zur Zeitungsmitarbeiterin gesagt, und man ist drei Wochen später bekannt wie ein bunter Hund und Mitglied in fast jedem Verein. Und das mir, die vorher noch nie Mitglied in irgendeinem Verein war und sich das auch nicht vorstellen konnte! Klaus ist ja ein echter Vereinsmensch, aber für mich war „Verein“ eher Zeit, die mir für andere wichtige Dinge fehlt. Und jetzt merke ich, dass die wichtigen Dinge sich auch im Verein abspielen.

Da kommt es ganz gelegen, dass der Job nicht mehr halb so viel Zeit beansprucht wie vorher, zumindest für einen von uns beiden. Das gibt auch Zeit, sich den wichtigen Dingen zu widmen, dem Garten, den Häusern, den anderen Menschen, und auch sich selbst. Wer kann sich seine Bürozeiten schon nach dem Wetterbericht einteilen? „Morgen Vormittag soll es regnen. Passt prima, dann kann ich ja die neuesten Änderungen in der Wiki nachpflegen. Und am Nachmittag, wenn die Sonne wieder scheint, wird der Salat gesät.“ Nur Klaus muss aufpassen, dass er im Homeoffice nicht die Mittagspause vergisst und der Salat welk wird! Und mit reduzierten Büroarbeitszeiten bleibt auch noch genügend Zeit übrig, um im Kino-Kiosk in Erinnerungen an die Kinderzeit zu schwelgen und nach dem Kassensturz noch deutlich mehr Kinofilme zu sehen und viel, viel mehr Popcorn zu essen als jemals gedacht.

Die neuen Aufgaben und Herausforderungen, mal abgesehen vom Sanieren einer mehr als 250 Jahre alten Fachwerk-Mühle, halten sich doch sehr im Rahmen. Neben der morgendlichen Versorgung unserer Stubentiger müssen wir jetzt immer auch daran denken, alle unsere Vögel zu füttern. Die Amseln sind schon da, wenn es noch so dunkel ist, dass wir aus den Fenstern heraus noch nicht einmal die Futterhäuschen erkennen können. Und auch alle Arten von Meisen flattern immer schon sehr früh um die noch leeren Futterhäuschen herum, bis Klaus dann endlich wieder auffüllt. Dass wir nicht rund um die Uhr einen Futtervorrat bereit halten können, liegt einfach daran, dass wir sonst den Waschbären kugelrund füttern würden. Der hat uns im Herbst auch die Nutzung eines Weidezauns näher gebracht. Überhaupt sollte man sich in der Dämmerung und nachts vorsichtig draußen bewegen, damit man nicht plötzlich über ein Wildschwein, einen Fuchs oder einen Marder stolpert, die übrigens am späten Abend ganz füchterliche Geräusche von sich geben können, die nicht nur drei Katzen mächtig erschrecken. Und auch korrekte Vorratshaltung will gelernt sein, denn entgegen allem, was ich bisher dachte, fressen Mäuse auch Kaffeebohnen!

Zusammenfassend fällt unsere Zwischenbilanz doch ausgesprochen positiv aus – mal sehen, wie sich das Ganze weiter entwickelt. Der Ausblick aus der Mühle heute Morgen, wenn man ihn denn als Omen werten möchte, war auf jeden Fall wieder ein absoluter Hingucker!

Nun möchten wir allen Leserinnen und Lesern frohe Festtage und alles Gute für das neue Jahr wünschen. Über Weihnachten haben wir Besuch und ein paar freie Tage zwischen den Jahren wollen wir uns auch gönnen. Im nächsten Jahr geht es frisch und fröhlich blogmäßig weiter!