Abschied auf Raten
Vor kurzem noch als Raumwunder gefeiert und im Blog angepriesen, bereiten wir uns seit ein paar Tagen auf den Abschied von unserem „Italiener“ vor. Nachdem uns schon seit mehreren Wochen beunruhigende Geräusche beim Autofahren begleiten und dann am letzten Wochenende unabhängig voneinander verschiedene Freunde, die mit uns im Panda unterwegs waren, gefragt haben, ob die seltsamen Geräusche während der Fahrt normal seien, waren wir letzten Samstag unterwegs in Lauterbachs Autohäusern…
Was wir suchen ist klein, handlich, möglichst umweltfreundlich und hat eine Anhängerkupplung. Das eine oder andere motorisierte „Feindbild“ haben wir beide, und nachdem es aus Vernunftsgründen kein Bulldog wird, sind wir größenmässig wieder im Kleinwagenbereich gelandet. Aber ein bisschen mehr als 200 kg Anhängelast sollten es dann schon sein – immerhin wollen wir auch Basaltbrocken befördern. Hängen geblieben sind wir letztendlich beim Opelhändler, und zur Auswahl standen ein Corsa und ein Mokka, beide gebraucht und mit Furz und Feuerstein, sprich, Vollausstattung.
Unglaublich, was die inzwischen in so eine Blechbüchse alles reinbauen! Beheizbares Lenkrad, beheizbare Frontscheibe und Außenspiegel, Berganfahrassistent, ABS, EBD, ESP und USB, Einparkhilfe vorne und hinten, Tempomat, Leichtmetallfelgen, Metalliclackierung, Multifunktionslenkrad, Nebelscheinwerfer, Reifendruckkontrolle, höhenverstellbare und beheizbare Vordersitze, Touchscreen, Traktionskontrolle, Bordcomputer, verstellbares Lenkrad, Kopf-Airbags vorne, Wärmeschutzverglasung hinten – was will ich nur mit dem ganzen Zeugs, nachdem wir zehn Jahre lang Panda gefahren sind???
Und weil wir uns nicht entscheiden konnten, haben wir dann gestern mit beiden Fahrzeugen eine Anfreunde- und Auswahlfahrt gemacht, während der Opel-Werkstattmeister beim Panda einen Getriebeschaden festgestellt hat. Hatten wir anhand der Geräuschkulisse auch schon vermutet… Aber welche der beiden Blechbüchsen soll’s denn nun werden? Gestern, gleich nach den beiden Fahrten, wussten wir es immer noch nicht. Das Männerherz schlug laut nach dem Mokka, Männerhirn und Frau hingegen zog es doch eher zum Kleinwagen. Den Ausschlag gab dann vielleicht die Tatsache, dass es mit dem Kleinwagen doch viel leichter fällt einzuparken und innerorts fünfzig zu fahren – je mehr Auto um einen herum ist, desto schwieriger ist es anscheinend, langsam zu fahren.
Also haben wir dann ignoriert, dass der Mokka 1200 kg gebremste Anhängelast hat, der Corsa dagegen nur 800 kg, und haben uns für den „Kleinen“ entschieden. Der ist jetzt für uns reserviert – der Autohändler meint, dass Anfang Juni bestimmt das vielbesprochene Konjunkturpaket in Kraft gesetzt wird, und „vielleicht gibt es ja auch was für den Kauf eines Gebrauchtwagens“. So lange fahren wir jetzt noch, möglichst getriebeschonend, unseren treuen Panda und hoffen, dass er das mit dem Corsa nicht mitbekommen hat…
Adieu, Du feines Auto. Du hast uns lange Zeit treue Dienste geleistet. Unvergessen bleiben die schönen Zeiten, in denen Du unsere Lasten getragen hast, in denen wir Dein Understatement geschätzt haben. Du Klassenfeind aller Audi, BMW und Mercedes.
Unvergessen auch die lauten Pfeifgeräusche ab 80km/h, die defekte Zylinderkopfdichtung nach 50.000 km, die 2.000 Euro, die ich letzten November noch in Dich investierte, damit Du im August 2020 auch den neuen TÜV bekommst. Aber bei so einer innigen Beziehung zwischen uns habe ich jeden Cent gerne bezahlt. Nie wieder wird ein Auto so günstig sein wie Du. Mach es gut. Ich wünsche Dir viele pannenfreien Jahre im Autohimmel.
Gute Wahl so ein Corsa, mehr braucht nur jemand mit 3 Kindern oder einem Wohnwagen.
Allzeit gute Fahrt.