Baumpech

März 14, 2020 Off By BlauerEngel

Keine Sorge, unseren Bäumen, mal abgesehen von den Fichten, geht es gut. Aber gerade unsere frisch gefällten Fichten liefern gerade jede Menge Baumpech, wie man beispielsweise in Österreich auch zum Baumharz sagt. Und daher kommt vermutlich auch der Name „Pechsalbe“, die man aus Baumharz herstellt und gegen allerlei Wehwehchen einsetzen kann. Ich kann mich noch gut an das schwarze, stinkende Zeugs erinnern, das ich immer dann auf die Haut geschmiert bekam, wenn ich mir einen Holzsplitter „eingefahren“ hatte, der nicht mehr so ohne weiteres herauszuoperieren war… Und dann bloß ordentlich zuwickeln, weil die Salbe aus den Kleidern kaum noch rauszukriegen war. Ein paar Tage später war der Splitter dann weg, von der Salbe „rausgezogen“, und alles wieder heil. Tolle Salbe, und die kann man sogar selber machen!

Harzsalbe wirkt außerdem durchblutungsfördernd, keimreduzierend, entzündungshemmend und hustenstillend. Sie kann bei Bronchitis, Husten, Halsbeschwerden und Nervenschmerzen verwendet werden. Auch gegen Rheuma, Muskelverspannung, Rückenschmerzen und Krampfadern soll sie helfen. Was liegt also näher, als acht Fichtenstämme, wenn sie auf dem Boden liegen, nach Harz abzusuchen? Eine ganze Handvoll habe ich einsammeln können und obwohl alle Fichten jetzt schon einige Tage gefällt sind, bluten einige der Baumstümpfe immer noch Harz aus, das ich alle paar Tage einsammeln gehe.

Leider kann mein gesammeltes Fichtenharz nicht direkt zu Salbe verarbeitet werden. Dafür sind darin noch zu viele Rindenteile, Sägespäne und kleine Tierchen eingeschlossen. Also muss das Harz erst einmal geklärt werden – eine außerordentlich klebrige Angelegenheit…

Man nehme:

  • Einen alten Baumwoll- oder Nylonstrumf, den man sicher nicht mehr braucht
  • Einen großen Topf, den man sicher nicht mehr braucht
  • Eine große Schüssel, die man sicher nicht mehr braucht
  • Einen langen Metalllöffel, den man… ihr wisst schon
  • Einen Stab aus Metall oder Holz, was soll ich dazu noch sagen…?
  • Einmalhandschuhe
  • Eine Kochstelle, auf die man möglichst nicht so arg aufpassen muss, denn auch die kann Harz abbekommen, Lagerfeuer mit Grillrost funktioniert auch
  • Einen mittelgroßen Stein
  • Zeitungspapier
  • Eine Plastiktüte
  • Ein Stück Stoff, das man… klar… sicher nicht mehr braucht

Ganz wichtig: Zuallererst die Einmalhandschuhe anziehen! Die Finger werden schon beim Anschauen des gesammelten Harzes ganz klebrig!

Dann ist es eigentlich ziemlich einfach:

  1. Den Stein in den Strumpf stecken. Er sorgt dafür, dass der Strumpf später im Topf nach unten sinkt und das Harz gleichmäßig schmelzen kann.
  2. Mit dem Metalllöffel das Harz in den Strumpf füllen. Am besten nicht mit den behandschuhten Fingern nachhelfen, sonst ist gleich das zweite Paar Einmalhandschuhe nötig!
  3. Das offene Strumpfende um den Stab binden. So kann nichts mehr aus dem Strumpf herausfallen und mit dem Stab kann der Strumpf über den Topfrand gehängt werden.
  4. Möglichst kaltes Wasser in die Schüssel füllen und die Schüssel neben der Kochstelle platzieren.
  5. Die Strecke zwischen Kochstelle und Schüssel mit Zeitungspapier auslegen, zum Aufsaugen der herabfallenden Harztropfen.
  6. Topf etwa zur Hälfte mit Wasser füllen und das Wasser auf der Kochstelle zum Kochen bringen.
  7. Während das Wasser ständig leicht kocht, den Strumpf ins Wasser hängen, dabei den Stab über den Topfrand nach außen hängen lassen.
  8. Nach und nach schmilzt das Harz und tritt durch den Strumpf nach außen (Bild 1).
  9. Auf dem Wasser bildet sich ein gelblicher Harzfilm (Bild 1, oben und rechts), der mit dem Metalllöffel abgeschöpft und direkt in die Schüssel mit kaltem Wasser gefüllt wird. Das Harz härtet im kalten Wasser aus und bildet ein regelrechtes „Harzriff“ (Bild 2).
  10. Um den „Erntevorgang“ zu beschleunigen, kann mit dem Metalllöffel Druck auf den Strumpf ausgeübt werden. Das Harz wird sich so schneller aus dem Strumpf lösen.
  11. Tritt kein Harz mehr aus, den Strumpf vom Stab lösen und ohne Umwege in die Plastiktüte stecken. Plastiktüte entsorgen.
  12. Das Wasser aus dem Topf mit den letzten Harzresten AUF KEINEN FALL in den Abfluss gießen, sondern irgendwo im Garten ausleeren, wo niemand auf die Harzreste treten kann.
  13. Das Wasser mit dem geklärten Harz aus der Schüssel vorsichtig über den Stoff abgießen und dabei das Harz komplett im Stoff auffangen (Bild 3).
  14. Den Stoff kühl zum Trocknen auslegen (Bild 4). Wenn das Harz warm wird, kann man es nicht mehr aus dem Stoff entfernen!
  15. Topf, Schüssel, Löffel und Stab trocknen lassen und für die nächste Portion Harz kühl aufbewahren.
Bild 1: Harz tritt im kochenden Wasser aus dem Strumpf aus.
Bild 2: „Harzriff“ im kalten Wasser
Bild 3: Harz mit dem Stoff komplett auffangen.
Bild 4: Geklärtes Harz trocknen lassen.

Was bin ich froh, dass ich zwei Küchen habe! Eine zum Kochen und eine, um harzige Rezepte auszuprobieren…

Und wie man die Salbe herstellt, probiere ich dann, wenn mein geklärtes Harz trocken ist.