Check-Out im Wildbienenhotel

März 22, 2019 Off By BlauerEngel

Seit es vor drei oder vier Wochen mal so schön sonnig und warm war, warten wir darauf, dass unsere Niederhöchstädter Wildbienen aus ihrem Wildbienenhotel auschecken. Fast jeden Tag, wenn es nicht geregnet hat, war mindestens einer von uns auf der westlichen Terrasse, um nachzuschauen, ob schon die eine oder andere Gehörnte Mauerbiene ihren Kopf aus einem der Löcher strecken würde. Bis gestern Mittag hatte sich noch nichts getan…

Heute in der Mittagspause, bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen, wollten wir dann nochmal nachschauen, Klaus und ich. Und schon, als wir um die Hausecke bogen, konnten wir das geschäftige Treiben am Bienenhotel sehen: Dutzende von Mauerbienen, die das erst vor kurzem verlassene Wildbienenhotel umschwirrten.

Gehörnte Mauerbienen, wohin das Auge schaut… Die kleinen Lehmbröckchen auf dem untersten Brett haben sie aus dem Eingang ihrer Bruthöhlen gedrückt.

Es ist in jedem Frühling wieder beeindruckend, wie friedlich diese Wildbienen sind. Man kann direkt vor ihren Bruthöhlen stehen, ihnen beim An- und Abfliegen zuschauen, ihnen sogar mit der Kamera auf die Pelle rücken, keine wird sich bedroht fühlen. Oft setzen sie sich sogar auf Arme und Hände oder summen um die Ohren herum.

Und wie in jedem Frühling sind es die Mauerbienen-Männer, die ihre Bruthöhlen als erste verlassen, um dann einen oder zwei Tage auf die Frauen zu warten, die sich immer ein wenig mehr Zeit lassen…

Gehörnte Mauerbienen-Männer sind gut zu erkennen: Im Gesicht tragen sie ein Büschel silbrig-weißer Haare.

So haben aktuell die Männer nichts weiter zu tun, als umher zu schwirren und möglichst als erster eine Herzensdame zu sichten und zu erobern. Das führt momentan, in Ermangelung besagter Damen, oft dazu, dass Paare von Wildbienen-Männern durch die Gegend kugeln, der obere verzweifelt klammernd, der untere nicht minder verzweifelt bemüht, sich aus der Umklammerung zu lösen.

Aber heute Mittag hatte mindestens ein Mann Glück: Eine der Wildbienen-Frauen konnte es wohl nicht erwarten und war schon mal mit den Männern am Check-Out.

Bei näherem Hinsehen gut zu uterscheiden: Ein Wildbienen-Mann mit weißer Gesichtsbehaarung und die deutlich größere Wildbienen-Frau mit schwarzem Gesicht.

Das wird jetzt, jeden Tag, solange es nicht regnet, so weiter gehen. Für etwa eine bis zwei Wochen werden alle damit beschäftigt sein, nach dem Check-Out aus der eigenen Bruthöhle einen passenden Partner zu finden, damit die nächste Generation demnächst wieder im Wildbienenhotel einchecken kann. Dann werden die Männchen nach und nach sterben und die Weibchen werden noch zwei bis drei Wochen weiter damit beschäftigt sein, Pollen zu suchen, den Pollen in ihre Bruthöhlen zu tragen, Eier zu legen und jede Bruthöhle fein säuberlich mit feuchtem Lehm wieder zu verschließen, damit wir uns im nächsten Frühling wieder tierisch freuen können, wenn die ersten Mauerbienen-Männer aus dem Wildbienenhotel auschecken.

Übrigens legen die Gehörnten Mauerbienen-Frauen nicht nur ein Ei in jede Röhre. Bis zu 12 Brutzellen werden nacheinander mit Pollen und je einem Ei bestückt und ordentlich verschlossen. Also sollten im Wildbienen-Hotel die Bohrlöcher mindestens zehn Zentimeter tief sein.