Einfallsreiche Natur 2
Man sollte ja grundsätzlich immer aufpassen, um was man bittet, insbesondere dann, wenn die Bitte an die Wettergöttin geht…
Regen haben wir inzwischen genug, dummerweise nicht nur nachts, sondern auch immer wieder tagsüber, so dass der Spagat zwischen halbtäglicher Büroarbeit und, eigentlich, ganztäglich notwendiger Gartenarbeit nicht immer so leicht fällt. Aber immerhin entfällt durch den mehr oder weniger regelmäßigen Regen zumindest das alltägliche Wässern im Nutzgarten. Und bisher hatten wir auch, was die Regenmenge angeht, noch enorm Glück – wir sind noch nicht abgesoffen!
Aber es gibt kaum etwas, dass so schlecht ist, dass es nicht auch etwas gutes hätte, insbesondere, wenn es sich um Regen handelt. Beim Herumstreifen im Garten ist mein Blick wieder einmal auf die Blätter des Frauenmantels gefallen, der besonders am Weg zum Mühlgraben üppig wächst.
Wenn man am Morgen nicht allzu spät dran ist, dann sieht man an den Rändern der Blätter ganz regelmäßig feine Wassertröpfchen stehen. Das ganze Frauenmantel-Blatt sieht dadurch aus, als hätte es sich eine Perlenschnur umgehängt.
Diese Wassertröpfchen sind weder Tau noch Regen, sondern entstehen, wenn die Pflanze aktiv Wasser aus kleinen, besonderen Spaltöffnungen auf dem Blatt ausscheidet. Diese Spaltöffnungen sitzen halt beim Frauenmantel am Blattrand, daher die Perlenschnurform.
Und warum macht der Frauenmantel das? Nachts, wenn die Temperaturen nicht zu hoch, aber die Luftfeuchtigkeit doch spürbar ist, verdunstet der Frauenmantel nicht automatisch Wasser. Das müsste er aber, damit der Wasserkreislauf von den Wurzeln über die Stängel in die Blätter und von dort in die Luft weiterhin funktioniert. Dieser Wasserkreislauf ist wichtig, weil mit dem Wasser Nährstoffe transportiert werden. Also hilft sich der Frauenmantel in kühleren, feuchteren Nächten selbst, indem er weiterhin Wasser über die Wurzeln aufnimmt und das „überschüssige“ Wasser aus den Spaltöffnungen wieder heraus presst. Damit ist die kontinuierliche Nährstoffversorgung gewährleistet.
Übrigens kann das nicht nur der Frauenmantel, bei ihm fällt es mir nur immer besonders auf. Diesen Guttation genannten Prozess können auch andere Pflanzen, zum Beispiel Erdbeeren, Pilze, Schachtelhalme, Weinreben, Tomaten oder Monstera.
Besonders schön sieht das ganze dann noch aus, wenn zu den kleinen Perlen der Perlenkette noch eine große in der Mitte des Blatts dazukommt, in der sich das Morgenlicht fängt. Die besteht dann aber vermutlich eher aus Tau oder Regen…