Kahlschlag
Unser Hof ist kaum wiederzuerkennen. Gestern war ein professionelles Baumfällteam mit einem halben „Harvester„, also einem Kranarm mit Fällkopf auf einem riesigen Containerwagen, und zwei Motorsägen da, um kranke und an der falschen Stelle zu hoch wachsende Bäume zu fällen.
Als erste ist die Blaufichte, die vom Haus aus gesehen an der linken hinteren Ecke des Hofs stand, „abgetragen“ worden. Um möglichst wenig von den umstehenden Bäumen in Mitleidenschaft zu ziehen, haben die drei Profis den Baum von oben nach unten in Stücken abgesägt. Die Blaufichte war innen schon komplett kahl und schmückte sich nur noch mit ein- bis dreijährigen Nadeln. Alle anderen waren schon der Trockenheit zum Opfer gefallen. Immerhin wird ihre Spitze nun als verfrühter Weihnachtsbaum noch unsere Terrasse schmücken. Und die unteren vier Meter vom Stamm haben wir für die Käfer, die Buntspechte und Kleiber stehen lassen.
Ähnlich erging es den fünf oder sechs Fichten rechts vom hölzernen Schuppen. Komplett verkahlt im Inneren wurden auch sie vom Harvester in Teilen aus der Baumgruppe dort genommen. Es ist wirklich beeindruckend, jemandem zuzuschauen, der oder die mit ein paar Hebeln einen riesigen Fällkopf mit Greifzangen und klappbarem Motorsägenblatt zielgenau um den Stamm eines Baums legt und mit wenigen Schnitten innerhalb von fünf Minuten eine Lichtlücke in ein Dickicht von Bäumen reißt. Den letzten Schnitt ganz unten legt dann meistens der dritte Mann an, während der Stamm vom Fällkopf in Position gehalten wird.
Weh um’s Herz wurde mir allerdings bei der großen, mehrstämmigen Traubenkirsche neben dem Wohnwagen. Von ihr war im letzten April ein großer Ast auf die Blechgarage gebrochen, den Klaus in mühevoller Arbeit absägen musste. Eigentlich sollten nur zwei der vier Stämme, die schon bedenkliche Schräglage in Richtung Haus hatten, abgesägt werden. Aber beide Stämme waren schon fast bis ganz nach unten durchgefault und so haben wir entschieden, auch die beiden anderen Stämme fällen zu lassen. Eine gute Entscheidung, wie wir dann gesehen haben, denn dass der Ast im April gebrochen war, lag ebenfalls an der Fäulnis im Stamm. Mal sehen, ob die Wurzel es schafft, wieder auszutreiben, sonst wird im übernächsten Jahr eine neue Traubenkirsche gepflanzt!
Nicht einfach war auch die Entscheidung, die beiden Kirschbäume am unteren Hang vor dem neuen Haus fällen zu lassen. Aber beide standen zu dicht am Haus für ihre Höhe. Darunter leidet die Fassade und das Wurzelwerk, das meist noch einen weitaus größeren Durchmesser hat als die Krone, könnte sogar dem Keller irgendwann gefährlich werden. Bei der letzten Inspektion des Gastanks, der sich direkt unter den beiden Kirschbäumen befindet, monierte der Inspekteur auch den mangelhaften Schutz der Gasarmaturen gegen herabfallende Äste. Außerdem beschattete die größere der beiden Kirschen die Photovoltaikanlage im Winter, was zu einer geringeren Stromausbeute geführt hat. Also mussten beide weichen, wobei vom oberen Kirschbaum der Stamm stehen bleiben durfte, als Sitz- und Essplatz für die Vögel. Im gleichen Zuge entfernten die Baumfäller auch noch diverse Koniferen im Hang, von denen ich keine besonders große Freundin bin. Jetzt ist der Hang bereit für die „Aufforstung“ mit heimischen Blüh- und Fruchtsträuchern, damit unsere Insekten und Vögel (und vielleicht auch wir, wenn wir schnell genug sind) etwas vom Kahlschlag haben.
Ein ziemlich schlimmer Moment war auch das Entfernen eines riesigen Aststumpfs der Trauerweide am Teich mit der Fontaine. In der Schnittfläche des Astes hatte sich in den letzten Jahren schon ein riesiges Loch gebildet, aus dem Klaus schon einmal Hände voll Mulm herausgegschaufelt hatte. Wir hatten deswegen und weil unten am Stamm aus einem Loch Wasser austritt, schon befürchtet, dass das Innere der Trauerweide bereits hohl und der Baum deswegen nicht mehr zu retten ist. Und wir hatten recht – der Aststumpf bestand nur noch aus zwei oder drei Zentimetern Holz außen und Holzspänen im Innern. Und auch in den Stamm hinein zieht sich diese instabile Späneschicht. Klaus hat dann heute den Schnitt mit Folie abgedichtet, um zu verhindern, dass weiteres Wasser den Auflösungsvorgang beschleunigt. Aber irgendwann in den nächsten Jahren werden wir uns von der Trauerweide verabschieden müssen.
Dann war der Containerwagen auch schon fast voll. Nur der Weidenast, der seit fast zwei Jahren nun in der Lauter, vor der Brücke, gelegen hatte, hat noch drauf gepasst. Da musste ja dann auch nichts mehr gefällt, sondern „nur“ zersägt und aus der Lauter gefischt werden.
Und als Klaus und ich von der Brücke zurück zum Haus gegangen sind, wurde uns erst mal so richtig bewusst, um wieviel größer der Hof jetzt aussieht und wieviel mehr Licht wir im Winter im Haus haben werden. Auch an Brennholz sind wir definitv sehr viel reicher geworden.
Und ein paar verfrühte Barbarazweige vom Kirschbaum stehen jetzt im Esszimmer…
WOW!!!
So viel Platz und sooo viel mehr Licht und Sonne.
Wieder ganz neue An-und Aussichten.
Wir freuen uns schon, wenn wir das hoffentlich irgendwann in Natura bestaunen könne.
Liebe Grüße aus Losheim
Oja, irgendwie sieht jetzt alles wieder anders aus. Aber wir waren schon in der Baumschule, um den Kahlschlag wieder zu beseitigen. Bericht folgt, wenn alles in der Erde ist.
Liebe Grüße nach Losheim!