Selbstversuche
Schon vor zwei oder drei Jahren, als wir herausgefunden haben, dass sowohl Iska als auch ich sehr empfindlich bis allergisch auf Duftstoffe reagieren, habe ich mir vorgenommen, meine Körperpflegemittel zukünftig möglichst weit selbst her zu stellen. Natürlich kommen mir keine Duftstoffe rein, außer ein bisschen Bio-Orangenöl ins Deo, und bis auf die Seife soll alles aus der Küche, also essbar sein. Geht nicht? Geht doch!
Angefangen habe ich damit, das Rezept meiner Oma für Ringelblumensalbe ein wenig abzuändern. Sie hat immer Schweineschmalz und Vaseline benutzt. Kommt für mich beides nicht in den Tiegel: Schweineschmalz aus Vegetarier-Prinzip nicht, und Vaseline wird aus Erdöl hergestellt, garantiert nichts, was ich mir auf’s Brot schmieren würde. Von unseren beiden Reisen nach Thailand wusste ich, dass die Thai-Frauen sehr gerne und viel Kokosöl für die Hautpflege benutzen. Und weil Kokosöl bei Zimmertemperatur gerade noch fest ist, ist es ein wunderbarer Grundstoff für meine Ringelblumensalbe. Die benutze ich für den ganzen Körper, macht eine wunderbar weiche Haut und riecht auch noch gut. Alle anderen Cremes und Lotions habe ich entsorgt, und wenn ich ein bisschen glänze, macht mir das überhaupt nichts aus. Es scheint auch so, als ob das Kokosöl einen leichten Sonnenschutz bietet. So wenig Sonnenbrand wie in diesem Jahr hatte ich noch nicht, obwohl ich fast jeden Tag draußen bin. Also: Auf MEINE Haut kommen nur Kokosöl und Ringelblumen!
In einem Buch für Selbstversorger habe ich dann ein Rezept für eine Deo-Creme entdeckt. Die Grundlage dafür ist, man glaubt es kaum: Kokosöl! Zusammen mit Maisstärke und Natron (Backpulver) ergibt es eine Creme, die man mit ein paar wenigen Tropfen eines duftenden Bio-Öls noch etwas aufwerten kann. Dabei wirken zum Beispiel Teebaumöl oder Minzöl auch noch gegen Bakterien, die den typischen Schweißgeruch verursachen. Und weil ich hautmäßig ziemlich empfindlich bin, lasse ich, nach einigen Versuchen, inzwischen das Natron fast komplett weg. Klaus hat das Deo auch probiert und schwört drauf. Man muss dem Körper nur ein bisschen Zeit geben, sich nach der ganzen Chemie umzugewöhnen.
Nach einem adäquaten Shampoo habe ich länger suchen müssen, inzwischen bin ich aber fündig geworden: Roggenmehl Typ 1150, in Wasser aufgerührt, bis es cremig ist. Frisch anrühren, ins nasse Haar einmassieren, kurz einwirken lassen, ausspülen, fertig. Klaus hat mich erst mal für verrückt erklärt, aber das Haar, wenn man es nicht vorher jahrelang mit silikonhaltigen Shampoos fast kaputt gemacht hat, wird wunderbar weich und sauber. „Noch ein bisschen Butter dazu, und du hast den Butterzopf auf dem Kopf“, war Klaus erster Kommentar, aber auch er findet, dass man das ruhig mal ausprobieren könnte, wenn die Shampooflasche leer ist.
Zahnpasta war auch so ein Thema, bei dem ich lange Zweifel hatte, ob ich was finde. Aber auch da hat sich vor kurzem was ergeben: Keine Zahnpasta! Auch keine Heilerde, Schlämmkreide oder ähnliches, das Zauberwort heißt Miswak. Das ist ein Holz, mit dem sich im arabischen Raum die Menschen schon seit Urzeiten die Zähne reinigen, deshalb heißt der Baum auch Zahnbürstenbaum. Man entfernt ein Stück Rinde, kaut auf dem Holz, bis es faserig wird, und reinigt damit ohne Kraft jeden einzelnen Zahn. Die Zähne werden wunderbar glatt und meine sind nach einer Woche sogar deutlich weißer geworden. Schmeckt zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig, dafür kann man es aber auch bedenkenlos schlucken, wenn mal eine Faser abreißt. Leider wird das Holz aus Pakistan importiert, ist also nicht wirklich nachhaltig, aber mein nächster Versuch wird Weide oder Birke sein, die wachsen hier vor der Haustür.
Und wer jetzt denkt, ich sei verrückt, der hat vielleicht Recht. Aber ich kann alle meine Körperpflegemittel, und mehr als die oben beschriebenen benutze ich nicht (mehr), bis auf die selbst gesiedete Seife, ohne Bedenken essen, ist auch alles Bio, und muss mir keine Gedanken machen, welche Langzeitwirkungen so leckere Dinge wie Paraffine, Silikone, künstliche Duftstoffe, Glykole, Lösungsmittel, Emulgatoren, Stearate, Aluminium oder weiß der Teufel was noch alles auf meinen Körper haben!
Das klingt interessant. Ich bin immer offen für Naturkosmetika. Deine Ringelblumen-Salbe ist toll.
Lass uns mal einen gemeinsamen Work-Shop machen
Liebe Grüße
Andrea
Liebe Andrea, du bist jederzeit zu einem Workshop willkommen. Alle Rezepte sind sehr einfach und schnell nachgemacht. Zutaten habe ich (fast) immer im Küchenschrank 🙂
Liebe Grüße von der Mühle,
Sabine