Tomatenschwemme

Oktober 23, 2020 Off By BlauerEngel

Neben der unter Gärtnerinnen und Gärtnern allseits bekannten Zucchinischwemme sind auch andere Gartenfrüchte in der Lage zu schwemmen, unter anderem die Tomaten. Im Gewächshaus neigen auch schon mal die Paprika dazu, aber das ist eine andere Geschichte…

Vergangenes Wochenende war es dann auch bei uns so weit – wir mussten uns von der Tomatenschwemme mitreißen lassen oder zuschauen, wie die Schimmelpilze uns unsere Ernte auffressen.

Mit den kühlen Nachttemperaturen der letzten zwei, drei Wochen und den ebenfalls deutlich gesunkenen Temperaturen tagsüber hat sich natürlich auch die Luft im Gewächshaus deutlich abgekühlt. Und weil kältere Luft weniger Wasser halten kann als warme, die Pflanzen und der Boden aber trotzdem weiterhin Wasser verdunsten, schlägt sich viel dieses „Luftwassers“ über Nacht wieder auf den Tomaten und Paprika nieder. Das verträgt weder die eine noch die andere besonders gut, immerhin sind sie Sonnenkinder, weshalb schnell ein Schimmelrasen entstehen kann, siehe oben. Da hilft dann auch die automatische Belüftung über die Dachfenster nicht mehr, denn die öffnen sich erst bei einer Temperatur über etwa 25 Grad innerhalb des Gewächshauses. Höchste Zeit also, den Urwald zu bezwingen!

Kaum zu glauben, dass ich bereits vor Monaten die Hälfte der Tomatenpflanzen aus der vorderen Reihe entfernt hatte, um überhaupt sehen zu können, ob die hintere Reihe Tomaten trägt. Die Tomatensorte vorne nennt sich „Dattelwein„, ist eine alte Cocktailtomatensorte und man sollte unbedingt deutlich mehr Platz für sie vorsehen als für die meisten anderen Tomaten. Denn regelmäßig gedüngt und gewässert trägt sie eine schier endlose Zahl von gelben, birnenförmigen, süßen Früchten. Davon brauchen wir im nächsten Jahr maximal noch eine…

Das Foto zeigt nicht etwa eine ganze Dattelwein-Pflanze, sondern nur eine von drei bis vier mehrere Kilogramm schweren Fruchtrispen, an denen jeweils viele Dutzend Tomaten hängen. Da braucht man schon einen großen Balkon, wenn man keinen eigenen Garten hat! Denn auch die Fruchtrispen wachsen immer weiter und bilden neue Blätter, manchmal bis zu zwei Meter lang.

Nach dem Abernten und Zerkleinern der vorderen Reihe kamen dann auch endlich die Tomatenpflanzen der Sorte „Berner Rose“ mal so richtig zum Vorschein. Das ist eine meiner Lieblings-Fleischtomatensorten, nicht nur, weil sie aus der Schweiz kommt, sondern wegen ihrer teilweise riesigen, rosafarbenen Früchte, die nur wenige Kerne enthalten. Die brauchen wir im nächsten Jahr unbedingt wieder, auch wenn sie nicht so reich trägt wie die Dattelwein!

Nach gut drei Stunden waren dann alle Tomaten geerntet und der Komposthaufen ordentlich aufgefüllt.

Und im Gewächshaus kam zum Vorschein, was man schon seit Monaten nicht mehr hatte erkennen können: drei ziemlich kümmerige Süßkartoffeln, die zwischen den Tomatenriesen einfach keine Chance gehabt hatten. Da hatte ich mich, was das Wachstum der Tomatenpflanzen im Gewächshaus angeht, deutlich verschätzt! Aber wenigstens einen langen Trieb hat jede der drei Süßkartoffelpflanzen wachsen lassen können. Die hintere hat in ihrer Bedrängnis sogar den Weg nach oben genommen. Eine Süßkartoffelschwemme können wir hier wahrscheinlich nicht erwarten…

Nachdem nun so viel Platz frei geworden ist und ich auch noch eine etwas ältere Tüte mit Winterportulaksamen gefunden hatte, habe ich den auf der vorderen freien Fläche ausgesät. Mal schauen, ob das was wird. Und den Süßkartoffeln habe ich für ihre letzten Tage noch eine schöne Mulchschicht aus gerupftem Weißklee von unseren Weißkleewegen verpasst, das ist dann auch schon der Nährstoff-Startschuss für die frühe Aussaat im nächsten Jahr – ist ja schon nicht mehr so lange hin.

Und die knapp zehn Kilogramm geernteter Tomaten mussten ja dann auch noch verarbeitet werden, glücklicherweise nicht alle gleichzeitig:

  • Die ausgereiften Dattelweins haben wir abends als Tomatensalat gegessen.
  • Die noch nicht ganz Reifen und die Grünen stehen inzwischen als Gelb-Grüne-Tomaten-Marmelade im Vorratsregal.
  • Die angeröteten Berner Rosen durften zusammen mit einem reifen Apfel in der Schüssel auf der Fensterbank nachreifen. Sie sind inzwischen schön rosa und werden heute oder morgen zu Tomatensuppe verarbeitet.
  • Die grünen Berner Rosen liegen dunkel und warm in einem geschlossenen Karton im Esszimmer, ebenfalls mit einem reifen Apfel, und nehmen so langsam schon Farbe an.

Und dann sind da noch die Tomaten, die unter unserem „alten“ Tomatenhaus auf der Terrasse stehen, das wir schon in Niederhöchstadt hatten…

Da ist es nicht so feucht drin wie im Gewächshaus und in den nächsten Tagen darf auch dort nochmal geerntet werden – Ende der Schwemme!