Vorratshaltung
Heute Vormittag musste ich in den Keller, um für’s Mittagessen ein paar Zwiebeln zu holen. Dabei sind mir im Vorbeilaufen wieder einmal meine Regale mit den vollen Einmachgläsern ins Auge gefallen. Ich habe dann einen Moment andächtig davor gestanden und dachte stolz: „Damit könnten wir schon ein paar Wochen überleben, wenn wir eingeschneit wären.“ Nicht, dass da im Moment irgendeine Gefahr drohen würde, aber es gibt einem schon ein gutes Gefühl. Auch der Gedanke, das alles selbst, mit eigenen Händen, herangezogen, gepflegt, geerntet und verarbeitet zu haben, bringt dieses Gefühl, etwas für sich selbst getan zu haben, etwas richtig gemacht zu haben, auf eine gewisse Weise geerdet zu sein.
Ich habe dann meine Zwiebeln geholt und bin mit diesem guten Gefühl wieder hoch zum Kochen gegangen.
Jetzt war ich gerade zwei Stunden draußen, um die letzten Bäume zurückzuschneiden, bevor die ersten Blätter erscheinen – Anfang Februar…! Danach musste ich nochmal in den Keller, um mir einen Korb zu holen, und stand wieder vor den Regalen mit den vollen Einmachgläsern. Und dann dachte ich: „Ist ja gut und schön, den Keller voller Vorräte zu haben, aber wie oft bist du denn hier unten, um eines der Gläser zu holen?“ Irgendwie sind meine eigenen, selbstgemachten Vorräte noch nicht in meinem Alltag angekommen. Ich bin furchtbar stolz, wenn ich im Sommer oder Herbst eine Ladung gefüllter Gläser in den Keller tragen kann (oder Klaus sagen kann, dass er das tun soll…). Ich bin genauso stolz, wenn ich meine gesammelten Schätze im Keller stehen sehe. Aber Stolz beim Essen der selbstgemachten Köstlichkeiten, Gemüse aller Art, Chutneys, Gelees, Marmeladen, der kommt ein wenig zu kurz, denke ich.
Wenn ich überlege, was ich in den nächsten Tagen kochen soll, dann gehen die Gedanken immer erst zum Lebensmittelmarkt, statt in den Keller. Dabei kenne ich das doch aus meiner Kindheit – da wurde erst mal das eigene eingekochte Gemüse verbraucht, bevor man daran dachte, was im Handel zu kaufen. Wo immer ich gelebt habe, stand mindestens ein Einkochapparat im Keller – ich hatte auch immer schon einen. Seltsam, dass das Endprodukt so schwer den Weg in meine Gedanken findet, wenn ich nicht gerade davor stehe…
Aber heute Abend, zum Abendbrot, da gibt es Zucchini-Chutney auf den Käse, ich mache ein Glas Sellerie auf und daraus einen Salat, dazu gibt es ein Glas verdünnten Früchte-Sirup von Traudl und für morgen Früh habe ich Hagebuttenmarmelade mit nach oben genommen. Und ich habe mir vorgenommen, Vorräte nicht nur zu (be-)halten, sondern sie auch stärker zu (ver-)brauchen. Immerhin gibt’s ja in diesem Jahr wieder welche!