Woran merkt man…
… dass man gerade im Kino arbeitet?
Gestern Abend war mein erster „Arbeitstag“ im Lauterbacher Lichtspielhaus. Und es hat sehr viel Spaß gemacht, zum ersten Mal hinter dem Tresen zu stehen und Popcorn auszugeben, statt davor und es in Empfang zu nehmen!
Aber es ist schon beeindruckend, an wie viele Dinge man denken muss, bevor überhaupt die ersten Kinozuschauer durch die Tür herein dürfen: Außenbeleuchtung einschalten, Computer für den Projektor einschalten, Stromversorgung im Kinosaal einschalten, Musik vorbereiten und einspielen, Projektor einschalten, Wechselgeld im Ticket- und Kioskverkauf bereitlegen, Rechner für die Steuerung von Film und Musik hochfahren, Tickets bereitlegen, Getränke und Snacks auffüllen, Popcorn vorbereiten, Heizung anschalten, Toiletten kontrollieren, Papierhandtücher und Toilettenpapier nachfüllen, und und und, zwei Dutzend Dinge habe ich bestimmt schon wieder vergessen…
Und dann die ganzen Zuschauer!
Gestern Abend waren zwar nur zehn Leute da und alle waren sehr nett, aber trotzdem kommt man ins Schwitzen, wenn eine freundliche Dame vor einem steht und eine kleine Tüte Popcorn und ein alkoholfreies Bier haben möchte. Nicht, dass man sich Gedanken über die Kombination machen würde, dafür ist gar keine Zeit, das fällt einem erst auf, wenn man am nächsten Tag darüber schreibt… Aber „Wo waren noch mal die kleinen Tüten, links oder rechts?“ „Die Popcornschippe ordentlich voll machen!“ „Kleines Popcorn 1 Euro, großes Popcorn 2 Euro! Verdammt, war das jetzt ein kleines oder ein großes??“ „In welchem der drei Kühlschränke war nochmal das alkoholfreie Bier???“ „Wo ist der Flaschenöffner????“ „Frag bloß nicht, ob sie einen Strohhalm möchte!!!!!“ „Was muss ich nochmal mit dem Flaschendeckel machen??????“ „Was zum Kuckuck kostet nochmal das Popcorn???????“ „Aaaaaarghhhhh!!!!!!!!“ Eine Minute und du bist total durchgeschwitzt! Aber, wie bereits gesagt, alle Leute gestern Abend waren sehr nett! Und hoffentlich hat es keiner gemerkt…
Eine besondere Herausforderung ist dann noch der Kassensturz an Kiosk- und Ticketkasse, wenn die Zuschauer weg sind: Die einzelnen Münzen, 10 Cent, 20 Cent und so weiter, liegen jeweils in einer eigenen Reihe, immer zu fünfen, dann ist diese Reihe leicht versetzt, damit man auf einen Blick erkennt, wieviele Münzen in jeder Reihe liegen. So weit, so verständlich. Wenn man aber dann vor lauter Aufregung statt der Anzahl Münzen die Anzahl der Fünfergrüppchen zählt, also statt dreißig Münzen sechs Grüppchen zu je fünf Münzen und damit bei den Zehnern auf sechzig Cent kommt, dann stimmt die Kasse nicht. Deshalb sollte man es tunlichst vermeiden, beim Nachzählen den gleichen Fehler noch einmal zu machen! Hmpf, naja, beim nächsten Mal klappt’s dann gleich, nicht erst beim dritten Mal zählen!
Irgendwann, wenn ich ein wenig sicherer geworden bin, darf ich dann auch mal an die Ticket-Kasse. Da beginnt die eigentliche Arbeit erst, nachdem alle Zuschauer gegangen sind. Was man da alles aufschreiben, ausrechnen und an hundert verschiedene Stellen melden muss! Und dann natürlich alles wieder in umgekehrter Reihenfolge ausschalten, was man zu Beginn des Abends eingeschaltet hat! Gut, dass in der Regel schon vorher der, der den Kiosk gemacht hat, nochmal durch den Kinosaal gegangen ist, um sauber zu machen und aufzuräumen!
Ach ja, und ich bin euch ja noch die Antwort auf die Eingangsfrage schuldig!
Ist ganz einfach: Wenn der Schmierzettel mit den Preisen für Getränke und Snacks, den du dir gemacht hast, auf der Rückseite eines „alten“ Kinofotos steht, dann arbeitest du gerade im Kino!
Früher war Kino für den Filmvorführer (Kino-Pätta u. Papa) zwar „schwieriger“ (alles von Hand zu Fuß), aber auch abwechslungsreicher, besonders wenn der Film gerissen ist, und die Zuschauer gepfiffen haben. Aber Gode und ich hatten es leichter. Eine an der Kasse, die Andere am Eingang Karten abreißen und wenns schon dunkel war (es kamen immer dieselben zu spät) mit der Taschenlampe den
Weg zum Platz zeigen.
Wenn ich Deinen Artikel so lese, kommen viele Erinnerungen.
Liebe Grüße aus Losheim