Auf der Suche nach dem roten Gold
Vergangenen Montag waren Klaus und ich in Fulda und dort unter anderem auch im Klosterladen der Benediktinerinnen, die mitten in Fulda auch einen riesigen Klostergarten hinter drei Meter hohen Mauern bewirtschaften. Und der Klosterladen ist für mich aus zwei Gründen besonders interressant: Zum einen gärtnern die Benediktinerinnen schon seit sechzig Jahren biologisch, zum anderen ist eine der Ordensschwestern eine Gartenbauingenieurin, also so zu sagen vom Fach.
Im Laden konnte ich natürlich nicht widerstehen und habe gleich einen Haufen Bücher mit nach Hause genommen, die Klaus dankenswerterweise im Rucksack heimgeschleppt hat. Unter anderem ein Buch von Maria Treben, auf deren Wissen schon meine Oma geschwört hat, und deren Bücher sie, glaube ich, so gut wie alle zuhause hatte. Maria Treben ist bekannt als Spezialistin auf dem Gebiet der Pflanzenheilkunde und sonstiger alternativer Behandlungsmethoden in der Tradition von Sebastian Kneipp. Allerdings sind ihre Methoden auch nicht alle unumstritten…
Aber ihr Rezept für Johannis(kraut)öl und alle die Wehwehchen, die man damit behandeln kann, sind auch anderen Kräuterkundlern bekannt und für die meisten ist das rote Johannisöl eines der wertvollsten Öle gegen „Hexenschuss, Gicht, Rheuma, zur Schmerzlinderung nach Verrenkungen und Verstauchungen, zur Wundheilung (Johanniskraut wirkt entzündungshemmend), bei Blutergüssen und Gürtelrose…, kann aber auch innerlich angewandt werden. Auch werden Sonnenbrand und Verbrennungen gelindert.“ Das sagt nicht nur Wikipedia.
Da zur Gewinnung von Johannisöl die Blätter, Knospen, Blüten und Fruchstände des Johanniskrauts benötigt werden und bei uns an der Mühle das Johanniskraut schon verblüht ist, dachte ich schon, ich sei zu spät dran. Aber heute Morgen hatten Klaus und ich Lust, mal wieder ein bisschen wandern zu gehen, und so entschlossen wir uns, etwas höher im Vogelsberg auf die Suche nach den letzten Johanniskrautblüten zu gehen. Ausgesucht hatten wir uns dafür den Wald und die Felder bei Allmenrod, einem Ort etwa sieben oder acht Kilometer nordwestlich von Frischborn. Eigentlich dachte ich ja, die Chancen würden gegen Null gehen, aber, wie der Zufall, das Glück, oder was auch immer es wollte, hatten wir uns genau den richtigen Waldweg ausgesucht: Die Tuttistraße.
Keine Ahnung, warum der Waldweg so heißt, aber wir waren tutti happy, denn, siehe da:
Am Wegesrand, dort, wo zwischen den Bäumen auch mal die Sonne bis auf den Boden scheint, blühte hier und da noch das Johanniskraut. Wir haben zwar mehr Fruchtstände als Blüten gefunden, aber das macht nichts, denn die Wirkstoffe, die das Johanniskraut so wertvoll machen, sind in allen Pflanzenteilen zu finden. So erntet man am besten von jeder dritten Pflanze die oberen zehn bis fünfzehn Zentimeter und lässt den Rest stehen, damit man auch im nächsten Jahr wieder was zum Ernten hat!
Nach der Menge, die wir für zwei Ein-Liter-Flaschen brauchen würden, haben wir mit der Ernte aufgehört, auch wenn immer wieder tolle Blüten am Wegesrand aufgetaucht sind. Die Insekten werden sich darüber bestimmt auch freuen!
Zuhause habe ich dann das Johanniskraut in kurze Stücke geschnitten. Dabei ist auch sichtbar geworden, dass es das echte, getüpfelte Johanniskraut war, das wir geerntet hatten. Denn nur das getüpfelte Johanniskraut trägt in den Blütenblättern einen dunkelroten Wirkstoff, der beim Zerreiben der Blüten die Finger karminrot färbt und sich aus der Kleidung kaum noch auswaschen lässt. Er färbt auch das Johannisöl später rot. Ein sicheres Erkennungszeichen!
Die Johanniskrautschnipsel habe ich in zwei braune Literflaschen gefüllt, damit durch die Lichteinstrahlung die Wirkstoffe nicht zerstört werden. Dann habe ich eine Flasche mit Olivenöl und die andere mit Rapsöl aufgefüllt und beide auf die Fensterbank in die Sonne gestellt. Der Deckel bleibt dabei nur lose auf der Flasche, damit überschüssiges Wasser verdunsten kann und sich kein Kondenswasser bildet. Zum Schütteln mehrmals am Tag empfiehlt es sich aber, die Deckel fest aufzudrehen…
Drei bis sechs Tage soll das Öl möglichst warm, bei 30 bis 40 °C, stehen bleiben, dann kann es abgeseiht, wiederum in dunkle Flaschen abgefüllt und kühl und dunkel gelagert werden. Die Wirkstoffe im nun rot gefärbten Johannisöl sind etwa neun Monate haltbar und bauen sich danach erst ab.
„Gesundheit aus der Apotheke Gottes“ von Maria Treben habe ich auch. Sehr interessantes Buch. Ich habe das eine oder andere Teerezept und auch den Schwedenbitter ausprobiert.
Ich muss es wirklich mal wieder rauskramen.
Liebe Grüße
Andrea
Genau das ist das Buch, das wir als eines von acht im Klosterladen gekauft haben! Bloß dass es inzwischen „Heilkräuter aus der Apotheke Gottes“ heißt. Aber es ist definnitv das, das meine Oma auch schon hatte.
Liebe Grüße von der Mühle
Sabine