Das beste ist, man frisst selbst! Teil 1

August 1, 2019 Off By BlauerEngel

Der Spruch stammt nicht von mir, aber nachdem wir in die alte Mühle gezogen sind, ist er mir wieder eingefallen. Er stammt von einem Bundeswehrkameraden meines ersten Freunds, einem Landwirt, den er vor vielen Jahren mal gebracht hat, als es um das Thema „Unkrautvernichtung“ ging. Wir wissen ja inzwischen, dass es keine Unkräuter gibt, sondern nur Spontanvegetation, und die ist eben zu einem großen Teil nicht nur essbar, sondern sogar heilkräftig. Und das wusste auch besagter Landwirt schon!

Vermutlich meinte er damals solche Pflänzchen wie den Löwenzahn, den Giersch, das Franzosenkraut oder, und darum geht es jetzt, die Brennnessel. Mit allem sind wir reich gesegnet und das ist auch ganz gut so, denn aus Brennnesselblättern kann man beispielsweise viele wunderbare Sachen machen: Suppe, Salat, Tee, und die Blüten und Früchten schmecken lecker nussig im Salat, im Müesli oder über der Suppe. Auch als Pflanzenschutzmittel und Dünger eignet sie sich, als Brennnesselbrühe oder -jauche, hervorragend. Aber heute geht es ums Essen!

Man nehme:

Dicke Handschuhe, mit denen man aber noch halbwegs gefühlvoll arbeiten kann, eine Schere, Gartenschere, Hausschere, egal, Hauptsache halbwegs scharf, und einen Korb, Eimer oder Beutel, wobei man aus einem Korb wie dem oben die Brennnesseln am besten wieder raus bekommt.
Brennnesseln wachsen bei uns überall im Garten. Da ist es natürlich sinnvoll, erst einmal die zu ernten, die irgendwo wachsen, wo man sie nicht unbedingt braucht. Aber die schönsten und größten Brennnesseln mit den meisten Blüten und Früchten wachsen, wie soll es anders sein, auf dem Nachbargrundstück…
Von den Brennnesseln schneidet man den oberen Teil ab, so weit, wie Blüten oder Früchte in den Blattachseln hängen. Und Vorsicht! Brennnesseln sind gesellig und schnell gerät man mit bloßem Fuß oder Arm an die Nachbarin der Brennnessel, die man gerade abschneiden will…
Innerhalb von wenigen Minuten ist bei uns ein ganzer Korb voll Brennnesseln geerntet.
Dann sucht man sich einen Tisch, am besten draußen und nicht vollsonnig, sonst trocknen die Brennnesseln zu schnell und bekommen braune Flecken. Der Untergrund unter dem Tisch sollte so beschaffen sein, dass im nächsten Monat nicht hundert kleine Brennnesseln unter dem Tisch wachsen, denn beim Ernten fallen immer wieder Samen herunter, lässt sich kaum vermeiden!
Auf dem Tisch breitet man ein einfarbiges, helles Tuch aus, eine alte Tischdecke oder ein altes Betttuch machen sich dazu gut. Einfarbig deshalb, weil die Blüten und Früchte der Brennnessel sehr klein sind und man auf einem bunten Muster schnell was übersehen würde, was dann eventuell wieder unter dem Tisch landen und austreiben würde.
Immer noch behandschuht breitet man dann die Brennnesseln auf dem Tuch aus. Sie müssen nicht einzeln liegen. Wenn es warm genug ist, trocknen sie auch in Lagen relativ schnell.

Je nach Temperatur und Sonneneinstrahlung sind die Brennnesseln innerhalb von zwei bis drei Tagen durchgetrocknet. Man kann das relativ einfach feststellen, wenn man, wiederum mit Handschuhen, denn die Brennwirkung der Nesselhaare lässt zwar beim Trocknen nach, aber nicht hundertprozentig, eine der untersten Brennnesseln nimmt und versucht, ein Blatt zu zerkrümeln. Lässt es sich nicht krümeln, sondern ist noch ein bisschen ledrig, sollte man noch einen Tag warten.

Falls es regnen sollte, kann man das Tuch einfach mitsamt den Brennnesseln zusammenrollen und ins Trockene bringen. Nach dem Regen ist es dann schnell wieder ausgerollt und nichts geht verloren.

Morgen folgt dann Teil 2…