Jahresendmarmelade

Dezember 19, 2020 Off By BlauerEngel

Wer die Überschrift zweimal gelesen hat, hat vermutlich erkannt, dass heute die letzte Marmelade des Jahres gekocht worden ist. Aber nicht aus gefrorenen, sondern aus frisch geernteten Früchten! „Welche Früchte kann man denn jetzt noch ernten?“ wird sich so manche/r fragen. Und wer uns kennt, wird vielleicht in Gedanken auch diverse Gemüse – Feldfrüchte – in Betracht ziehen. Nicht umsonst sind unsere Kellerregale voll von Zucchini-, Kürbis- und Tomatenmarmeladegläsern.

Gemüse ernten wir zwar auch noch, aber der Riesen-Kohlrabe – Klaus hat sich geweigert, ihn „Kohlrabi“ zu nennen, für so ein Riesenteil sei der Name zu niedlich – den wir vor zehn Tagen im Gewächshaus geerntet haben, ist nicht in den Marmeladengläsern gelandet, sondern hat Salat für zwei Mittagessen hergegeben. Im Winter ist frisches Gemüse einfach zu wertvoll, um daraus Marmelade zu kochen!

Heute ging es tatsächlich um Obst, Obst das früher fast in jedem Bauerngarten zu finden war: der Hundsärsch! Die Früchte heißen nicht etwa so, weil die Landwirte früher alle so beschimpft wurden oder weil jeder seinen Hofhund hatte… Der Name kommt, zumindest im Saarland, vom Aussehen der Früchte. Wenn man nämlich im Spätsommer von unten auf die Früchtchen draufschaut, dann sieht das so ähnlich aus, als würde man einem Hund unter den Schwanz schauen…

Jetzt im Winter sind die Früchte schon geschrumpelt und der Hundsärsch nur noch mit viel Wohlwollen zu erkennen. Tut aber der Jahresendmarmelade keinen Abbruch…

Mispeln, so der offizielle Name, sind erst genießbar, wenn man sie eine Zeitlang gelagert hat oder wenn sie einmal durchgefroren sind, deshalb der späte Erntezeitpunkt. Dann kann man aus ihnen Mus oder Marmelade kochen. Ist aber eine ziemlich klebrige Angelegenheit, denn mit der Genussreife durch Frost kommt auch die Zermürbung und Zermatschung des Fruchtfleischs. Dann ist es nicht ganz einfach, die Schale abzuziehen und das anhängliche Fruchtfleisch von den fünf echt dicken Kernen zu schälen, ohne dass die ganze Frucht zwischen allen zehn Fingern kleben bleibt.

Hundsärschmarmelade zu kochen erfordert also ein wenig Geduld und Frustrationstoleranz und für unseren Geschmack noch ein paar Äpfel aus dem eigenen Garten und eine Banane. Wer will, kann noch ein bisschen Zucker dazugeben. Geliermittel ist nicht notwendig, denn so spät im Jahr enthalten weder Mispeln noch Äpfel noch sehr viel Wasser, Bananen sowieso nicht. Kochen lassen, bis Apfel- und Bananenstücke verkocht sind – das Mispelfruchtfleisch ist ja eh schon frost-matschig – und ab ins Glas. Lecker!

Und wer Weihnachtsmarmelade daraus machen will, gibt noch ein bisschen gemahlene Nelken, Zimt und Vanille dazu.